S. Ruge: Das sächsische Land. 21
Nach seinen senkrechten Zerklüftungen wird der Sandstein Quadersandstein
genannt.
Seit der mittleren Tertiärzeit ist nun das zerklüftete Sandsteingebiet
der Verwitterung und Zerstörung durch Regen und Wind, durch Wasser und
Eis ausgesetzt gewesen. Dazu bahnte sich die Elbe ihren Weg aus Böhmen
durch das Gebirge, das zu jener Zeit noch keineswegs so hoch über das
Meer gehoben war, wie jetzt, und hat mit ihren Fluten die Bänke über-
schwemmt. Dadurch wurden die bereits mehr zerstörten Sandsteinmassen
mit fortgeführt und später im Elbthal unterhalb Dresdens als Sande abge-
lagert. Die obern Bänke des Sandsteins wurden bis auf die noch vor-
handenen einzeln stehenden „Steine“", wie Lilienstein, Königsstein, Papststein
u. u. weggespült, und die nun entstehenden Hochflächen, die sogenannten
Ebenheiten, mit einer fruchtbaren Lehmschicht bedeckt, die für den Ackerbau
sehr günstig ist. Wenn wir nun auch noch Elbschotter z. B. im Thale bei
Kunnersdorf finden, so geben sie den Beweis, daß auch hier einst die Elbe
geflossen ist. Außer der Elbe sind auch von dem Erzgebirge und von den
Höhen der Lausitz Bäche gegen das Elbthal geflossen und haben das Sand-
steingebiet geteilt. Aber keiner von den wasserreichen Zuflüssen der Elbe
stammt aus der sächsischen Schweiz selbst. Die kleinen Zerklüftungen sind
dann durch Verwitterung entstanden. So stellt sich also die sächsische
Schweiz mit ihren Ebenheiten und Tafelbergen, mit den Felstürmen und
tiefen Gründen als ein nur durch die Thätigkeit des fließenden Wassers ge-
bildetes sogenanntes Erosionsgebirge dar, dessen Tafelberge und Felsmauern
von Süden nach Norden immer niedriger werden, wie folgende Liste zeigt:
Schneeberg 722 m, großer Zschirnstein 561 m, großer Winterberg 550 m,
Pfaffenstein 428 m, Lilienstein 411 m, Bastei 315 m. In derselben Rich-
tung nehmen auch die Höhen der Basaltberge ab: Rosenberg in Böhmen
620 m, Winterberg 550 m, Gickelsberg 414 m, Cottaer Spitzberg 370 m.
Erzgänge hat das Gebirge nicht; aber der Sandstein ist als Baustein
sehr geschätzt, doch beschäftigen sich in den Steinbrüchen nur etwa 3 % der
Bevölkerung der Amtshauptmannschaft Pirna.
In ihrer heutigen Gestalt gehört die sächsische Schweiz zu den reizendsten
deutschen Gebirgen und wird unter allen sächsischen Landschaften am meisten
von Fremden besucht. Im Mittelalter, wo das Gebiet lange Zeit unter
böhmischem Einfluß stand, dienten die schwer zugänglichen Felsen und Steine
als Schlupfwinkel der Raubritter, namentlich der Birken von der Duba, bis
die sächsischen Fürsten, der unbeqguemen Nachbarschaft überdrüssig, sie zwangen,
einen Gütertausch einzugehen und die Grenzgebiete zu meiden.
Wären die Thäler nicht so eng und krumm, dann hätten die Gründe
westlich von der Elbe recht wohl eine bequeme Straße zwischen Böhmen und
Sachsen abgegeben, denn die Paßhöhe am südlichen Ausgange des großen