Full text: Sächsische Volkskunde.

J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 31 
(Fig. 28 und 29), seltener Schalen (Fig. 24—26), welche zum Teil auf 
niedrigen Füßen stehen (Fig. 23). Statt der Henkel sind oft einzelne oder 
paarweise gestellte warzenartige Ansätze angebracht (Fig. 21, 27—28, 33). 
Die Verzierungen bedecken an diesen Gefäßen nicht selten die ganze 
Oberfläche. Das Grundmotiv der Ornamentierung ist immer das Band, 
welches den Gefäßkörper in horizontaler Richtung oder in verschiedenartig 
gebrochenen oder auch gebogenen Linien überzieht. Dieses Band ist ent- 
weder durch zwei parallel eingerissene Furchen, deren Zwischenräume oft mit 
eingestochenen oder eingeschnittenen Vertiefungen ausgefüllt sind (Fig. 30—32), 
oder durch rundliche und dreieckige, in mehrfachen parallelen Reihen geord- 
nete Stiche dargestellt (Fig. 33). An Gefäßen, welche mit warzenartigen An- 
sätzen versehen sind, gehen diese Stichbänder fast immer von letzteren in 
radialer Richtung aus. Auch rohe, 
durch Eindrücken der Fingernägel er E *s# 
zeugte Ornamentstreifen kommen vor. 2* 2 ½#W“ 
Der Gegensatz, der im änußeren *)h 
Aussehen der Gefäße beider Gruppen 
zum Ausdruck kommt, wiederholt sich i — 
auch in der Art ihres Vorkommens: — — 
die Schnurkeramik ist auf Grabfunde 
beschränkt, während die Reste band- 
verzierter Gefäße zu den häufigsten 
Bestandteilen des Inventars neo- 
lithischer Ansiedelungen gehören. 
leber neolithische Gräber ist in Sachsen bisher nur wenig bekannt ge- 
worden: sicher nachgewiesen ist nur ein Skelettgrabfund aus der Gegend von 
Zwenkau, in welchem der in sitzender Stellung beerdigten Leiche eine Amphore, 
ein Steinhammer und einige Schmuckperlen beigegeben waren. Die übrigen 
innerhalb der Landesgrenzen gefundenen Erzeugnisse der Schnurkeramik sind 
isolierte Gefäßfunde, bei denen Skelettreste nicht nachzuweisen waren. Nach 
analogen Funden in den Nachbarländern, in Thüringen, der Provinz 
Sachsen, Böhmen kann aber angenommen werden, daß die in der jüngeren 
Steinzeit allgemein übliche Bestattungsweise der Beerdigung unverbrannter 
Leichen auch bei uns die Regel gewesen ist. Ob wie anderwärts gegen das 
Ende dieser Periode hier die Sitte der Leichenverbrennung Eingang gefunden 
hat, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Auch kennt man die in Nord- 
deutschland verbreiteten, unter dem Namen „Hünenbetten“ bekannten, aus 
großen Steinblöcken errichteten Grabkammern in unserer Gegend nicht. 
Einen besseren Aufschluß über die Kultur der ältesten Bewohner Sachsens 
geben die Ansiedelungsplätze. An verschiedenen Stellen finden sich im 
Erdboden kessel= oder trichterförmige Vertiefungen, welcher mit dunkler, holz- 
   
F. 3 .
	        
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