Full text: Sächsische Volkskunde.

428 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 
wenn diese sich nur einfach darauf gesetzt hätten. (Anläßlich des Reihen- 
schanks und der Spinnstuben kamen allerdings zeitweilig viele Menschen 
zusammen). Etwas „auf die lange Bank schieben“ hieß demnach wohl nichts 
anderes, als ihm Gelegenheit zum ruhig liegen und Einschlafen gewähren. 
Auffällig ist es immerhin, daß das Schlafen in den Erdgeschoßräumen heut- 
zutage im rechten Bauernhause die Ausnahme bildet; mit der vielleicht sla- 
wischen Gewohnheit scheint somit wenigstens in diesem Punkte gründlich ge- 
brochen worden zu sein. 
Ein notwendiges Stück wohnlicher Einrichtung war ferner der Leucht- 
kamin, d. h. der Platz, wo das Kienholz zur abendlichen Beleuchtung der 
Stube verbrannt wurde. Neben der Thür, zwischen dieser und dem Ofen, 
[ 8( ist eine Nische in der 
—7 Mauer ausgespart, von 
S 
der ein Kanal im Mauer- 
werk nach der Hausflur, 
in die Nähe des Schorn- 
stein = Anfanges führt 
(Fig. 186). Diese Nische 
hat eine etwas vorste- 
hende Bodenplatte, seit- 
lich vortretende Krag- 
steine und auf diesen 
eine hervorragende Deck- 
platte. Da dies alles 
» 2 in kleinen Abmessungen 
Fig. 186. Hermsdorf. Leuchtkamin. gehalten ist, sieht es, wie 
schon bemerkt, etwa wie 
das rohe Modell eines französischen Cbeminée aus. Die Ofenbank reicht 
bis dicht unter das Leuchtkamin, der bevorzugte Platz, zunächst dem immer 
genährten Feuer, heißt deshalb „die Helle“. (Dieselbe Bezeichnung findet 
in Sachsen verschiedenartige Anwendung, ich halte aber diese für die richtigste.) 
Wo die Beleuchtung mit Fichtenspänen (Schleisen) erfolgte, wie z. B. im 
Erzgebirge, waren diese Kamine für Kienholz nicht gebräuchlich, hier dienten 
Spanhalter und sogenannte Rauchstrümpfe (als Abzugsschlotten) als Ersatz. 
Heute sind die Leuchtkamine in den meisten alten Häusern in Wandschränkchen 
umgewandelt, oft mit einem Schiebladen als Verschluß; den früheren Zweck 
lernten die Bewohner häufig erst durch mich kennen. 
Endlich ist hier das fast nie fehlende Wandbrett über der Eingangs- 
thüre zu erwähnen. Gewöhnlich werden hier einige Prachtstücke aus Glas 
oder Porzellan, Becher mit Spiegelbelag oder Teller mit gemalten Blumen 
und Inschriften, seltener auch alte zinnerne oder hölzerne Bierkrüge zur 
 
	        
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