Full text: Sächsische Volkskunde.

434 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 
„Käsekorb“ angebracht, ein aus gedrehten oder geschnitzten Stäben oder hübsch 
ausgeschnittenen Brettern zusammengesetzter Holzkasten mit einem Zwischen- 
boden und wasserdichtem Dach (Fig. 187, aus Friedersdorf, rechts neben 
dem Fenster), sein Zweck wird durch den Namen und den Ort genügend 
gekennzeichnet, er dient dazu, die Quarkkäse oder „Quärgel“ bis zu ihrer 
Ausreifung an der Luft zu verwahren. Außerdem läßt seine Bezeichnung 
als „Korb“ vermuten, daß seine Vorgänger aus 
Flechtwerk, vielleicht aus Holzspänen, hergestellt 
wurden. 
Die Umfassungen, sowie die Scheidewände des 
Obergeschosses bestehen in alten Gebäuden, mit 
Ausnahme der etwaigen Schildmauer an der Straße, 
jederzeit nur aus Bundwerk, zu dessen Ausfüllung 
zumeist Lehmstaken oder Ziegel verwendet wurden; 
,man findet aber in manchen Gegenden (z. B. süd- 
riederscorl!wliches Vogtland) auch flache Bruchsteine (Pläner) mit 
Fig. 187. großem Geschick zu dem Zwecke verarbeitet. Außer- 
Schutzdach für Taubenbrut dem war es, vielleicht unter dem Drucke feuerpolizei- 
oder Geschirre u. Käsekorb. licher Vorschriften, in manchen Gegenden sehr üblich 
geworden, den der Dorfstraße zugekehrten Giebel des Gebäudes als massive 
Mauer auszuführen, die dem anschließenden Fachwerkbau gewissermaßen als 
Schild dient, ähnlich wie die Schildmauer der schwäbischen Burgen dem 
angelehnten Ritterhause. Dabei verfuhr man insofern ganz konsequent, als 
auch der Dachvorsprung mittels weit ausladender 
Kragsteine in diesen Feuerschutz einbezogen wurde 
(Fig. 188). Die ganze Anordnung wirkt architek- 
tonisch gar nicht ungünstig und würde Wiederauf- 
dnahnme verdienen. Die sogenannten Katzentreppen 
hingegen, d. h. stufenförmige Giebelgestaltung, wie 
sieie z. B. zwischen Magdeburg und Braunschweig 
auf dem Lande sehr üblich ist, trifft man in unseren 
Dörfern kaum je an. 
Fig. 188. Schildartige Im übrigen lehrt jeder Gang durch ein altes 
Giebelmauer. Dorf, daß man bei erdgeschoßhohen Wohngebäuden 
sich vielfach begnügte, nur einen Teil des Dach- 
raumes wohnlich auszunützen; zu dem Zwecke wurden meist über der Mitte 
der Langseite erkerartige Aufbauten, nicht unähnlich sehr vergrößerten 
stehenden Dachfenstern, hergestellt, die das sprichwörtliche „Oberstübchen" 
(das dem Kopf zwischen den Schultern gleicht) enthalten (vergl. Fig. 169). 
Vielleicht ließe sich hier eine Verwandtschaft mit den nordischen Ramloft- 
stuben ermitteln. 
  
 
	        
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