438 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe.
gebäuden nicht vor, wohl aber schmiedeiserne Wetterfahnen, die meist Buch-
staben und Jahreszahl aufweisen (Fig. 190).
Der Kuhstall.
An der Hausflur, den Wohnräumen gegenüber, liegt der Kuhstall,
sowohl von der Hausflur als auch vom Hofe durch eine Thüre zugängig.
Die alten sächsischen Kuhställe sind fast ausnahmslos nach dem Langreihen-
System angeordnet, d. h. die Kühe stehen mit den Köpfen gegen die Gebäude
langseiten und die Fenster gerichtet. Der Atem der Tiere, die durch keinen
Futtergang von den Mauern getrennt sind, erhält diese Mauern beständig
jeucht, so daß sie der Verwitterung sehr stark unterworfen sind; häßliche nasse
Flecke bezeichnen die Lage des Stalls schon von außen. Man findet zwar
auch in älteren Ställen das Querreihensystem, es sind aber dann ge-
mauerte Scheidewände vorhanden, wahrscheinlich der Anbringung der Raufen
wegen, obgleich deren Entbehrlichkeit längst praktisch erwiesen ist. Nur in
Ställen aus neuerer Zeit trifft man Querreihen mit Futtergängen dazwischen
an; von diesen Gängen führen Thüren nach dem Hofe. Die Stelle hatten
in alter Zeit Decken, die nur aus nebeneinander gelegten Stangen bestanden;
in Sachsen wird es solche jetzt kaum mehr geben, ich vermute aber, daß sie
für das Befinden des Viehs die zuträglichste Anordnung waren. Zahlreiche
Stalldecken bestehen noch jetzt aus einfacher Brettlage über den Balken, aber
wohl eben so häufig trifft man gewölbte Ställe an. Das Grundschema beie
diesen ist gewöhnlich die Aufstellung von Pfeilern oder Steinsäulen zu beiden
Seiten des Mittelgangs, ihre Verbindung durch Gurtbögen und die Ein-
wölbung flacher Kappen zwischen diesen und den Gebäudeumfassungen (vergl.
Fig. 184) oder auch zwischen quer gelegten eisernen Gewölbeträgern. Es liegt
auf der Hand, daß eine derartige Deckenkonstruktion sehr kostspielig ausfallen
muß und auch die Lüftung des Stalles ungemein erschwert. Die Anwendung
des Holzlattengewebes mit Zementputz als Kuhstalldecke, die sich in Mecklen-
burg sehr gut bewährt hat, wenn eine Luftschicht und Lehmeinschub darüber
hergestellt wird, sollte auch von unseren Landwirten den Gewölben vorgezogen
werden; die ewig feuchten Stallmauern und Gewölbe mit ihrem schadhaften
Putz sind sicher die Keimstätten mancher Viehkrankheit, von der man früher
nichts wußte. — Die Ställe sind gepflastert und mit Jauchengerinne versehen;
gut angelegte bedeckte oder unterirdische Jauchenabflüsse giebt es aber in
älteren Ställen nicht. Im Gebirge trifft man häufig in der einen Umfassung
ein niedriges „Mistloch“, mit einem Laden verschlossen, an, durch das der
Dünger direkt nach der Dungstätte hinaus geschoben werden kann, ohne durch
das Aufsperren der Thüre den Stall erkälten zu müssen. — In ganz alten,
sehr primitiven Ställen fehlen die Futtertröge ganz; als Ersatz dient dann
ein Holzgefäß, im Vogtlande „Stötz“ genannt. Die mit dem Gebäude fest