Full text: Sächsische Volkskunde.

O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 439 
verbundenen Krippen bestanden früher aus Holz, wurden später durch 
Steintröge, ähnlich den alten Küchengossen ersetzt und werden jetzt am liebsten 
aus Steinzeug, mit Ziegelunterbau, hergestellt. Sie sind stets in einem er- 
höhten Krippentisch angebracht, dessen vordere Kante der Anbindebaum bildet; 
über den Krippen oder Trögen fehlte früher nie die leiterähnliche Raufe für 
das Grün= und Rauchfutter, die später durch eiserne korbförmige Raufen 
ersetzt wurde und jetzt häufig ganz weg bleibt; als Ersatz für die Raufe wird 
der Krippentisch mit Aufsatzbrettern versehen. Besondere Verschläge werden 
in den Ställen für den Bullen und für das Milch= oder Geltenvieh her- 
gestellt, im übrigen bleiben aber die Kuhstände ungetrennt. In Ställen mit 
moderneren Einrichtungen fehlt selten der „Siedetrog“ (vergl. Fig. 184) aus 
Sandstein, oder in Ziegeln mit Zement aufgemauert, worin die warme Tränke 
zubereitet wird; manchmal ist er durch eine Rohrleitung mit dem Warm- 
wassergefäß der Küche verbunden. 
Neben dem Kuhstalle, manchmal zwischen ihm und der Hausflur, meist 
aber auf der entgegengesetzten Seite (vergl. Fig. 172) liegt ein Raum, der 
zum vorläufigen Unterbringen des Grünfutters, zum Vorrichten des gehackten 
oder gestampften Futters, zum Verlesen der Kartoffeln und ähnlichen Zwecken 
dient. Bei den alten, engen und dunkeln Stallanlagen ist er unentbehrlich 
und er wird meist der „Graseschuppen“ oder Grünfutterschuppen genannt, 
obgleich ihm die eigentlichen Kennzeichen eines Schuppens gänzlich abgehen, 
manchmal auch „das Haus“, insofern er eine Erweiterung der Hausflur 
bildet. Meist besitzt er nur eine breite Thür nach dem Hofe, zu der mit 
dem Handwagen eingefahren werden kann, und eine seitliche, nach dem Kuh- 
stall führende Thür. 
In den Schuppen eingebaut, aber vom Hofe aus zugängig (vergl. 
Fig. 182, wo der Futterschuppen jetzt als Gaststall dient) ist häufig ein 
Abort, der dann mit der Jauchengrube zusammenhängt; bei alten Anlagen 
ist aber der Abort für das Erdgeschoß meist in einem Brettgehäuse neben 
der Düngerstätte untergebracht oder er liegt neben dem Kuhstall an der 
Rückseite des Hauses, von der Küche aus leicht erreichbar. 
Nebengebäude. 
a. Auszüglerwohnung und Pferdestall. 
Das Auszüglerhaus, worin sich die Wohnung der Altsitzer, das Alt- 
anteil, die Austragstube oder das Ausgedinge befindet, ist ein zweites Wohn- 
gebäude im Hofe, das sich zufolge Rechtsgewohnheit auch schon in ganz alten 
Gehöften vorfindet, ja dort noch sicherer als in neueren Höfen, weil diese 
jetzt ebenso häufig durch Verkauf, ohne alle Vorbehalte in andere Hände 
übergehen, wie früher durch Erbgang. In kleinen Höfen muß sich der Aus- 
zügler freilich wohl auch mit einer Oberstube im einzigen Wohngebäude be-
	        
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