Full text: Sächsische Volkskunde.

442 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 
Sie sind mit gespündetem, hohl liegenden Fußboden versehen; zwischen ihnen 
und der Tenne sind gewöhnlich die Kornkammern eingebaut, das sind kleine 
Räume aus sorgfältig zusammengearbeiteten Brettern, mit dichter Decke, in 
denen vorläufig d. h. meist bis zum Reinigen, der Ausdrusch untergebracht 
wird. Neben den Kornkästen eingebaut ist meist die steile Treppe, die nach 
dem Dachraume führt. — Die Scheunenumfassungen machte man, wo 
die Holzpreise es irgend gestatteten, aus Schrotholz, sonst zumeist aus Lehm- 
weller oder auch nur aus gestampftem Lehm. Nach schlesischem Muster sind 
in der Oberlausitz und sächsischen Schweiz auch Scheunen mit gemauerten 
Pfeilern (Schäften) und eingeschobenen Bohlenwänden erbaut worden. Das 
heutige Baumaterial ist ausnahmslos natürlicher oder gebrannter Stein, ob- 
gleich die davon gehoffte Feuersicherheit in nur zu vielen Fällen versagt. 
(Fortgesetzte Scheunenbrände in Oelsnitz im Jahre 1898, bis zum Juni 
wurden 14 Scheunen weggebrannt.) Für den so wichtigen Luftwechsel werden 
in den Mauern senkrechte Schlitze, aber mit Versatzung, ausgespart, damit 
nicht ruchlose Hände den Inhalt gar zu leicht in Brand stecken möchten. — 
Die Scheunendächer alter Höfe weisen für jedes Sparrenpaar einen durch- 
gehenden Balken auf; um Raum zu gewinnen werden jetzt häufig nur einzelne 
durchgehende (Binder-) Balken angeordnet, im übrigen ruhen die Sparren- 
füße auf kurzen Stichbalken. Über der Tenne (in der Portenne, von „Empore") 
sind in der Dielung Ausschnitte (Tennenlöcher oder Luken) vorhanden, durch 
die die Garben herabgeworfen werden, die aber leider auch zu zahllosen 
Unglücksfällen Anlaß gegeben haben und — trotz aller Warnungen — noch 
immer geben. — Die Scheunengiebel sind fast stets als volles Dreieck 
ausgebildet, die Dächer somit nicht abgewalmt (Fig. 175), indessen trifft man 
zuweilen Verbrechung der Giebelspitzen (sogen. Krüppelwalme) an. Früher 
wurden die Giebeldreiecke regelmäßig mit Brettern verschlagen, seit Ende des 
vorigen Jahrhunderts aber ausgemauert. Die hochgelegenen Giebelfenster 
werden nicht mit verglasten Rahmen, sondern mit Holzjalousien oder durch- 
brochenem Ziegelaussatz in luftiger Weise verschlossen. Als bestes Dach für 
die Scheune gilt noch heute das Stroh; es wird den Ziegeln und auch den 
Schindeln vorgezogen, weil es innerlich keine Tropfen bildet und die brütende 
Sonnenhitze zurückhält. Sowohl die Dachflächen als namentlich der First 
werden reichlich mit Lüftungsöffnungen versehen; die aus Ziegeln aufgebauten 
Dunsthauben in Form von Häuschen oder Tempelchen, manchmal in Ver- 
bindung mit einer Wetterfahne, auf den Ziegeldächern unserer sächsischen 
Scheunen sind für diese charakteristisch. 
Mit der Scheuer unter einem Dache trifft man häufig eine Remise für 
die Ackerwagen an (Fig. 195), die an der Hofseite offen steht, sonst aber 
genau wie die Scheune gestaltet ist, da deren Bodenraum darüber weg reicht. 
Unter dieser Remise findet der Kartoffelkeller (bei Fig. 195) zweckmäßig
	        
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