Full text: Sächsische Volkskunde.

444 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 
findet infolge dieser Beschränkungen auch fast nie einen besonderen, festen 
Stall für die Gänse; der Wärme wegen steckt man sie zwar gern in den 
Kuhstall, da sie aber ziemlich unruhige Schlafkameraden sind und die Kühe 
leicht durch ihren Lärm belästigt werden, kommen sie häufig in den Grün- 
futterschuppen, hinter einen improvisierten Brettverschlag. — Auch das 
Hühner= und Taubenhalten war gewissen Einschränkungen unterworfen; 
es wurden für jede Hufe je zehn Paar, für jeden Acker je ein Paar, für 
jede Hausstelle je zwei Paar höchstens zugelassen. Die Hühner sind hin- 
sichtlich des nächtlichen Unterkommens überaus anspruchslos; gewöhnlich 
werden ihnen im Kuh= oder Pferdestall einige Sitzstangen eingerichtet 
(Fig. 184), die sie durch ein kleines, verschließbares Schlupfloch in der Ge- 
bäudeumfassung, mittels einer jener sprichwörtlich gewordenen Hühnersteigen 
erreichen. In den Kuhställen umgiebt man diese Sitzstangen meist mit Holz- 
gittern, weil das Herumlaufen der 
—11 Hühner im Stalle das Vieh beun- 
U ruhigen würde. — Von den Tauben- 
schlägen im Oberboden war schon 
früher die Rede; man findet aber an 
älteren Wohnhäusern auch außen, 
unter dem Dachvorsprunge, zwischen 
den Sparrenköpfen häufig Verschläge 
für die Tauben; ferner sieht man 
manchmal Brutkästen, die zellenartig, 
aus Brettern hergestellte Abteilungen, 
neben= und übereinander gerichtet, 
aufweisen, etwa mit dem Käsekorb 
korrespondierend an der Vorderfront 
angebracht; endlich giebt es auch besondere Taubenhäuser auf einem Stein- 
pfeiler oder einer Holzsäule, aus Mauerwerk oder mit Holzwänden mitten 
im Hofe freistehend errichtet. Diese sind zwar für den Ausflug günstig und 
meist auch gegen das Raubzeug sicher, für unser Klima aber doch wohl zu 
kalt und deshalb nur noch selten in Gebrauch; Fluglöcher und Sitzstangen 
werden immer möglichst der Sonne zu angelegt. 
Der Staare, für die am östlichen Hausgiebel früher regelmäßig Kästen 
(Staarmästen) angebracht wurden (vergl. Fig. 178), und der Schwalben, die 
sich selbst zu einem Heim verhelfen, wenn ihnen der Mensch nur eine Wand 
mit Schutz von oben gewährt, sowie der Störche, die mit den Sümpfen in 
Sachsen immer seltener werden, soll nur der Vollständigkeit des Bildes 
wegen gedacht werden; der heutige Dorfbewohner sieht in diesen Hausgenossen 
meist nur unnütze Brotesser. Ausführlicher ist aber die Unterbringung der 
Schweine zu behandeln. Besondere, freistehende Schweinestallgebäude trifft 
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Fig. 196. Medingen. Schweinestall mit 
Futterboden, Abort und Hundehütte, davor 
die Jauchengrube.
	        
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