O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 451
selten, sie ergießen aber das Regenwasser entweder unmittelbar ins Freie,
mit genügendem Abstand vom Gebäude, oder sie stehen mit vierkantigen
Holzschlotten in Verbindung, die es zum Erdboden herabführen, wo es seiner
weichen, zum Waschen geeigneten Beschaffenheit wegen manchmal in unter-
gestellten Fässern aufgefangen wird. Küchengossen fehlen in den älteren
Gebäuden fast regelmäßig; als Ersatz dient ein Eimer, weil das fettige Auf-
waschwasser dem Vieh als Tränke gegeben wird; das Schmutzwasser wird
auf dem Hofe ausgeschüttet. Der Überlauf vom Brunnen wird (durch eine
„Anzucht") gern nach dem Grasgarten geleitet, wo er einen kleinen Tümpel
für die Gäuse und Enten bildet (vergl. Fig. 217); in den „Straßendörfern"“
bildet meist die Schlippe zwischen zwei eng zusammen gerückten Nachbar-
häusern den Abzuggraben für die Planschwässer, von wo sie dann, manch-
mal mit samt der Jauche in gebirgigen Gegenden dem Dorfbache zufließen,
während sie im Flachlande die Dorfgasse mitunter in ungangbaren Zustand
versetzen.
Einfriedigungen.
Die Betrachtung der Einfriedigungen ist mit dem, was ich früher
über die Hofmauer nebst Thor mitteilte, noch nicht erschöpft, sie bedarf noch
einer Ergänzung hinsichtlich der Hecken und Zäune.
Lebende Hecken, aus Flieder-, Schlehen= oder Weiß-
dornbüschen bestehend, finden sich meist nur noch dort
vor, wo der Platz, den sie in Anspruch nehmen,
wenig Wert hat, am häufigsten längs der Hohlwege,
die in das Dorf hinabführen, wo sie dann zugleich
als Schutz gegen Schneeverwehungen zu dienen haben.
Denselben Zweck erfüllen jene Flechtzäune, bei denen
die schmiegsamen Stängel ganz dicht nebeneinander
zwischen Rundholzriegeln durchgesteckt werden (Fig. 35);
sie sind in der That so holzverwüstend, daß das früher
erwähnte Mandat wahrscheinlich diese Art im Auge
hatte. Etwas ökonomischer sind jene Zäune, die ge- Zig. 200. Weinböhla.
wissermaßen aus dreibeinigen Böcken zusammengesetzt Stängelflechtzaun.
werden, d. h. es werden 2 kürzere Pfähle gegen ein-
ander geneigt in die Erde eingeschlagen und eine lange Stange wird mit
dem Wurzelende auf die Gabelung gelegt und mit Floßwieden festgebunden;
das Zopfende liegt auf der Erde, wo es mitunter angepflöckt wird (Fig. 201).
Noch sparsamer sind die barrièrenartigen Einzäunungen, d. h. einfache, in
die Erde gerammte Pfähle, an denen die ungeschälten Rundholzstangen mit
Strohseilen oder Wieden festgebunden werden. Sie haben nur wenig Wider-
standsfähigkeit und dienen zumeist nur als Wegmarkierung oder zur Stütze
der Getreidehalme an den Feldrändern. Solche Zäune stellt sich natürlich
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