O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 459
Geschichte als Beispiele nur ganz kurze Andeutungen, welche Ostra, Gorbitz
und Lohmen betreffen. Alle drei gelangten durch Kurfürst Moritz unter der
Bezeichnung „Forwergke“ in fiskalischen Besitz. In dem slawischen Dorfe
Ostrowe (d. h. Insel), an dessen Stelle jetzt Friedrichstadt steht, hatte Kur-
fürst Moritz ein Gut erblich erworben, welches Kurfürst August durch Hinzu-
erwerbungen vergrößerte und zu einem sogenannten Küchengarten (für die
Hofhaltung) ausgestaltete. Früher ge-
hörte auch der sogenannte Viehhof
Kreyern noch dazu, der von Kurfürst
August an Stelle eines kleinen Dorfes
errichtet wurde, um den nötigen Dün-
ger für die Weinberge der Hoflößnitz
zu gewinnen. — Gorbitz war etwa
1540 von dem Kloster St. Afra in
Meißen erworben worden, 1655 wurde
es mit Pennrich, 1857 mit dem Frei-
gute Wölfnitz wirtschaftlich verbunden.
Lohmen ging aus adeligem Privat-
besitz 1543 an den Kurfürsten über,
Mitte des vorigen Jahrhunderts kamen
noch zwei kleine Güter dazu, die letzten c
Erwerbungen (die Polenzwiesen) fanden
1863 statt. — Was ich von der
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Pflege gewisser Nebenbetriebe und
Spezialitäten sagte, trifft bei fiska-
lischen Gütern ganz besonders zu,
z. B. Stammschäferei in Lohmen,
Bimerbrauerei in Gorbitz, Brennerei
in Ostra. Zum Teil haben sie
sich sogar zu selbständigen Etablisse-
ments ausgewachsen. Gleichfalls fis-
kalischer Besitz sind die mit der
Fig. 217. Folgengut bei Tharandt.
A, C, G6, J. P sind Thore, B Ackergeräte-
schuppen, D Backhaus mit Holzschuppen,
E Wohnhaus mit g Milchgefäße-Aufwasch-
raum, F Rinderstall mit Heuboden,
Scheune mit f und g Kornkammern
und h Kellerzugang, K Schweinebucht,
1Ställe für Schweine, Schafe und Jung-
vieh; g für Pferde, k ist Geschirrkammer,
M Schuppen für seltener benützte Gerät-
schaften, N Federvieh, O Düngerstätte mit
Viehhof a Jauchengrube, b Jauchenpumpe.
landwirtschaftlichen Hochschule ver-
bundenen Musterwirtschaften
(das für sächsische Wirtschaften als
Normale eingerichtete Folgengut bei Tharandt (Fig. 217), der Kuhturm
bei Leipzig.
Das Schulgut in Dresden führte den Namen „Vorwerk Tatzberg“ bis
zum Jahre 1716, als es von dem bekannten Wohlthäter Ehrlich gekauft
wurde. Der Nutznieß davon samt großen Gärtnereien am Rampeschen
Schlage ging der von Ehrlich gegründeten Armenschule der Viehweyder