J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 37
nächsten Umgebung des Gräberfeldes entnommene Bruchsteine, welche zum
Schutze um und über die Urnen gelegt sind. Unter dieser Steindecke finden
sich dann eine oder mehrere mit weißen, hartgebrannten Menschenknochen
gefüllte und oft mit einer Thonschüssel bedeckte Urnen, um welche herum in
größerer oder geringerer Zahl kleine, meist mit Erde gefüllte Beigefäße stehen.
Untersucht man den Inhalt der Urnen, so findet man in der oberen Knochen-
schicht zuweilen noch kleine Beigaben aus Bronze oder Eisen, daneben Perlen
aus Thon, Glas oder Bernstein oder eine Knochennadel. In einem an den
zarten Skelettresten leicht kenntlichen Kindergrabe liegt wohl auch ein hohler,
beim Schütteln klappernder Thonkörper, eine Kinderklapper. Vereinzelte
Steinhämmer beweisen, daß der Gebrauch des Steins neben dem des Metalls
noch fortbestanden hat, wenn auch nur in ganz beschränkten Maße. Außer-
ordentlich selten ist Edelmetall, aus sächsischen Urnenfeldern sind nur
wenige unbedeutende Goldringel bekannt geworden. Der Wert des Metalls
im allgemeinen muß damals ein sehr hoher gewesen sein, weil die Lebenden,
deren Reichtum an Bronzen die großen Metallfunde beweisen, dem Toten
nur unscheinbare Kleinigkeiten ins Grab gelegt haben.
Der Hauptreichtum der Gräberfelder besteht in den Erzeugnissen der
Töpferei. Die erstaunliche Menge von Thongefäßen aus einzelnen Urnen-
feldern, ihre mannigfaltigen Formen und saubere Ausführung zeigen, zu
welch' hoher Blüte sich die Töpferei entwickelt hat. An allen Gefäßen fällt
der mehr oder weniger unregelmäßige Bau, die oft schiefe Grundfläche und
der nicht kreisrunde Grundriß auf, sowie das Fehlen jeder Spur der Benutzung
der Töpferscheibe, welche an dem Topfgeschirr der späteren Zeit fast immer
sichtbar ist. Hieraus muß man schließen, daß dem bronzezeitlichen Töpfer
jenes heute unentbehrliche Handwerkszeug noch unbekannt war und daß er
seine Topfware aus freier Hand formte. Das zur Herstellung der Gefäße
verwendete Material ist ein mit Sandkörnern oder Gesteinsgrus durchmengter
Thon, den meisten Gefäßen ist noch ein Überzug aus feingeschlämmtem Thon
aufgestrichen, die Oberfläche vieler noch mit einem glatten Stein oder Knochen
sorgfältig geebnet. Der Grad des Brandes ist nie ein so hoher, daß die
Gefäße beim Aunschlagen klingen.
Von großer Mannigfaltigkeit sind nun die Formen der Gefäße. Wenn
man dieselben nach Gräberfeldern zusammengestellt überblickt, so fallen gewisse
Typen auf, die sich in verschiedenen Gräberfeldern wiederholen, in anderen
dagegen fehlen und hier durch andere charakteristische Formen ersetzt sind.
Hiernach lassen sich die sächsischen Urnenfelder in zwei Gruppen trennen,
deren jede durch eigenartige Gefäßtypen gekennzeichnet wird. Beide Gruppen
unterscheiden sich auch durch die Metallbeigaben, indem in einzelnen Gräber-
feldern nur Beigaben aus Bronze, in anderen daneben auch solche aus
Eisen gefunden werden. Da nun die Kenntnis des Eisens zu uns sicher