K. Schmidt. Die bäuerliche Wohnung. 485
sich nach des Tages Last und Mühe die Bauernschaft an blankgescheuerten
Tischen, um an den Vorgängen der Außenwelt mit teilzunehmen, hier prägte
sich in derselben Weise das Klassenbewußtsein aus, welches einem „Kuhbauern“
den Platz an dem Tisch eines „Pferdebauern“ zur Unmöglichkeit machte und
selbst einem in bescheidener Vermögenslage befindlichen Pferdebauern die Ge-
sellschaft an dem Tische reicherer Bauern zum mindesten erschwerte. Sehr
Fig. 235. Bauernschänke aus Münsa (S.A.).
schöne Vorbilder solcher Schänken giebt es gegenwärtig noch in Lausa bei
Dresden und in Münsa (S.-A.), von welcher letzterer die beigegebene Ab-
bildung (Fig. 235) eine Darstellung giebt; eine weitere hochinteressante zu
Weinböhla ist erst vor Kurzem leider abgebrochen worden.
So schwinden bedauerlicherweise und durch die Strömung der Neuzeit
mehr als jede andere wohnliche Einrichtung gefährdet, auch diese eigenartigen
Heimstätten urwüchsigen bäuerlichen Humors dahin, Mode und Nachahmung
städtischen Wesens haben — wie es in der Ankündigung zu dem vom Ver-
bande deutscher Architekten= und Ingenieurvereine herausgegebenen Werke