Full text: Sächsische Volkskunde.

A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 491 
einen wahrhaft monumentalen Wandschmuck abgegeben. Als das Gebäude 
welches er zierte, 1830 abgebrochen wurde, sind wenigstens einige gut er- 
haltene Platten des Frieses vor dem Untergange gerettet worden."“) Der 
Zwinger des Leipziger Paulinerklosters soll um 1500 neu errichtet, 1503 
durch Brand geschädigt und alsbald abermals erneuert worden sein. Einem 
dieser beiden Neubauten muß der Fries entstammen, dem Stil der Christus- 
köpfe nach zu urteilen, wohl eher dem ersteren. Jedenfalls dürfen wir dem- 
nach annehmen, daß die Glasurtöpferei bereits um die Wende vom 15. zum 
16. Jahrhundert in Sachsen zu hoher Vollkommenheit entwickelt war. 
Dies beweisen auch die in verschiedenen Sammlungen verstreuten farben- 
prächtigen Kacheln eines spätgotischen Ofens, der einst in Halberstadt ge- 
standen hat. Sie haben die Form der gotischen Hohlkachel und zeigen durch- 
weg auf einem auffallend leuchtkräftigen ockergelben Grunde in verschiedenen 
Farben (u. a. grün, schwarz, weiß, blau) und in hohem Relief biblische 
Scenen (Geißelung Christi), Heilige (St. Thomas) und verschiedene Wappen 
zwischen gedrehten Säulchen und unter spätgotischem Flachbogen, namentlich 
das Wappen des Bischofs Ernst von Halberstadt (1480—1513), eines 
Sohnes des Kurfürsten Ernst von Sachsen.““) Etwas altertümlicher noch 
als diese Kacheln, die bereits am Ausgang des 15. Jahrhunderts entstanden 
sein mögen, erscheint das im Museum des Königl. Sächs. Altertumsvereins 
zu Dresden befindliche Bruchstück einer Hohlkachel mit dem Kofe eines 
Bischofs, dem Schlosse der alten Töpferstadt Strehla a. d. Elbe entstammend, 
und einige vor mehreren Jahren in Leipzig gefundene Reste grünglasierter 
Kacheln und sonstiger Ofenteile, die in das dortige Kunstgewerbe-Museum 
gelangt sind, darunter Teile einer tiefen Hohlkachel mit einem Reiter in 
Flachrelief auf dem Grunde und durchbrochenem Maßwerke am oberen Rande, 
sowie ziemlich große, frei gearbeitete gotische Krabben mit grüner Glasur, 
unter denen man sich wohl das bekrönende Zierwerk eines Ofens vor- 
stellen darf. 
Die bereits genannte Paulinerkirche (jetzige Universitätskirche) zu Leipzig, 
die in den letzten Jahren einer umfassenden Erneuerung unterzogen worden ist, 
giebt uns sichere Kunde, daß neben der Glasurtöpferei auch die Herstellung 
von künstlerisch wertvolleren Formsteinen, die man gewöhnlich nur in der 
eigentlichen Heimat des Backsteinbaues, in Niederdeutschland, sucht, in spät- 
gotischer Zeit in Sachsen betrieben wurde. Mehrere ihrer hohen spitzbogigen 
*) Sie sind in verschiedenen Sammlungen, im Museum des Königl. Sächs. Alter- 
tumsvereins und in der Königl. Gefäßsammlung in Dresden, im Museum des Vereins 
für Geschichte Leipzigs und anderwärts verstreut. 
**) Die Kacheln mit der Geißelung und St. Thomas befinden sich im Dresdener 
Kunstgewerbe-Museum, Wappenkacheln ebenda, im Leipziger Kunstgewerbe-Museum, im 
Germanischen Museum u. a. O.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.