494 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
sein, schon weil sie eine ziemlich vereinzelte Erscheinung auf deutschem
Boden ist.“)
Die Geschirrtöpferei muß bereits im 15. Jahrhundert an einzelnen
Stellen Sachsens, vor allem in Waldenburg, lebhaft betrieben worden sein.
Im 156. Jahrhundert zählten sächsische Topfwaren, namentlich die Walden-
burger, nach verschiedenen sehr glaubwürdigen, gleichzeitigen litterarischen Zeug-
nissen allenthalben in und selbst außerhalb Deutschlands mit zu den ge-
suchtesten und vornehmsten. Leider können wir vorläufig nur einen ziemlich
kleinen Kreis von Erzeugnissen dieser
Blütezeit der älteren sächsischen Geschirr-
töpferei nachweisen. Es handelt sich
um eine ganz bestimmte Gattung, die
übrigens sicherlich nichts mit Walden-
burg zu thun hat: um einen Teil jener
farbenprächtigen buntglasierten Krüge
des 16. Jahrhunderts, die bisher allent-
halben als Nürnberger Fabrikate an-
gesehen und vorzugsweise dem Nürn-
berger Medailleur und Stecher Augustin
Hirschvogel, der sich nach alter Über-
lieferung bald nach 1530 in der Glasur-
töpferei versucht haben soll, zugeschrieben
und darum kurzweg als „Hirschvogel-
krüge"“ bezeichnet worden sind. Sie
kommen in verschiedener Größe vor und
haben meist eine birnenförmige Gestalt,
einen kurzen, gedrungenen Hals, einen
leicht ausgeschweisten Fuß und einen
tauförmig gedrehten Henkel. Ihre Ober-
fläche wird durch dünne, gelbweiß glasierte Rundstäbe in verschiedenfarbige
Felder geteilt, welche durch in Formen gepreßte und aufgelegte Ornamente
und Figuren biblischer und profaner Bedeutung sowie Wappen gefüllt sind.
Jetzt kann man mit Bestimmtheit behaupten, daß diese Krüge keineswegs
allein in Nürnberg, sondern an verschiedenen Orten und vor allem auch in
*) Dem Versasser sind nur zwei Analogien bekannt: die bereits erwähnte Kanzel
in der Marienkirche zu Zwickau mit den Brustbildern Christi, Luthers u. f. w. aus
bemaltem Thon und die sechseckige spätgotische Kanzel in der Mariähimmelfahrts-
kirche zu Kuttenberg in Böhmen, die ganz aus gebrannten Thonplatten zusammen-
gesetzt sein soll. Über diese s. Otte, Handbuch der Kunst-Archäologie I 299. Abb. bei
v. Helfert und K. Lind, Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters im österreichischen
Kaiserstaate.