Full text: Sächsische Volkskunde.

J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 41 
schwarzbraun, herrschen vor, häufig ist Graphit zur Schwärzung der Ober- 
flächen verwendet. 
Unter den Metallbeigaben erscheinen jetzt zum erstenmale, wenn auch 
noch in geringer Zahl, solche aus Eisen. Zu den älteren Nadelformen treten 
als neue hinzu Nadeln mit schüsselförmigem Kopf (Fig. 77) und solche, deren 
Kopf aus einer breiten Spirale besteht (Fig. 78). Eine von Schlesien ein- 
geführte Form ist die Nadel mit Kopfscheibe, über welche eine längere Spitze 
hervorragt (Fig. 79). Nicht selten sind Schwanenhalsnadeln, welche unter 
dem Kopf 8-förmig gebogen sind (Fig. 77). Zu 
den häufigeren Beigaben gehören auch jetzt noch 
kleine Ringe aus Draht, zu den seltneren offene 
Halsringe mit flachgehämmerten eingerollten Enden J 76. 
(wie Fig. 44). Alle diese Formen kommen in 
Bronze wie in Eisen vor. Das Gröäberinventar ergänzt sich weiter durch 
kleine Bronzeanhänger (Fig. 80), eiserne Pincetten (Fig. 81), zierlich aus 
Knochen geschnitzte Nadeln (Fig. 82), Glasperlen, durchbohrte Amulette aus 
Stein, thönerne Kinderklappern in Vogel= und Flaschenform und kegelförmige 
Thongewichte. Vereinzelt ist in einer Urne auch verkohltes Getreide gefunden 
worden. 
Die jüngeren Gräber unterscheiden sich im Bau kaum von den älteren, 
ausnahmslos sind es Flachgräber, welche oft in massigen Steinsetzungen stehen. 
Die Urnen sind fast immer mit Schalen oder Schüsseln bedeckt, auffallend 
ist die große Zahl kleiner Beigefäße. Die ein- 
zelnen Grabstätten sind zuweilen in Reihen an- 
geordnet. 4 
Die Verbreitungsgebiete beider Gruppen von rig so 
Urnenfeldern in Sachsen decken sich nicht voll- 
ständig. Altere Gräberfelder finden sich mit Aus- 
schluß des Erzgebirges und der sächsischen Schweiz Fig. 82. 
in ganz Sachsen, doch nicht überall in gleicher Fig.77.79. pig si. 
Häufigkeit. Sie häufen sich im unteren Elbthal 
und in dessen Nachbarschaft, der Gegend von Großenhain und Radeburg. 
Die jüngeren Gräberfelder dagegen haben ihr Verbreitungscentrum im öst- 
lichen Sachsen, in der Umgebung von Bautzen, ziehen sich von da westwärts 
über die Elbe und verlieren sich im nordwestlichen Flachlande. 
Diese Verbreitungsverhältnisse und die Beziehungen der Keramik der 
sächsischen Urnenfelder zu der der benachbarten Länder geben uns nun auch 
die Antwort auf die Frage, woher die eigenartige, von der der voran- 
gegangenen Steinzeit so abweichende Kultur der Urnenfelder zu uns ge- 
kommen ist. Während die wenigen, nur über einen kleinen Flächenraum 
verstreuten Steinzeitfunde beweisen, daß das Land in der ersten Zeit der
	        
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