502 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
zurechnen. Auf Sachsen-Altenburg werden allenthalben stattliche gelbe und
weiße Bierkrüge zurückgeführt, deren Dekor vorwiegend in aufgesetzten emaille-
artigen Perlen oder Tropfen und Rosetten besteht (Fig. 243, 244, 245).
Sie werden daher vielfach Perlkrüge genannt und sind in den Museen in
großer Anzahl anzutreffen. Das Germanische Museum in Nürnberg besitzt eine
besonders schöne Sammlung von solchen Krügen, die von einem Altenburger
Sammler auf altenburgischem Boden zusammengebracht worden ist. Die Perl-
krüge haben entweder rein cylindrische Form oder sie sind in der Mitte leicht
eingezogen und oben und unten mehr oder weniger ausgeschweift. Unterteil
und Hals sind gewöhnlich bei der einen wie bei der anderen Gattung mehr-
fach, z. T. sogar vielfach gerieft, der mittlere Teil des Leibes ist glatt ge-
lassen und für den Perlendekor reserviert. Dieser tritt in verschiedener Form
auf. Die Perlen sind meist zu spiraligen Ranken, Zweigen, Blättern und
Blüten, aber auch zu primitiven Tierbildern, Figuren, Figurengruppen und
Wappen zusammengesetzt. Rosetten treten vielfach dicht gereiht auf, aber
auch in Gestalt von Blüten u. a. Nicht selten wird der mit Perlendekor
ausgestattete mittlere Teil der Krüge von Schriftbändern abgeschlossen, deren
Buchstaben aus Emailletropfen gebildet sind. Diese Schriftbänder enthalten
allerhand fromme und weltliche Sprüche. Der in Fig. 243 abgebildete Krug
weist den Spruch auf:
„Sorget nicht für den anderen Morgen,
« Denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen.“
Die Perlen und Rosetten kommen in weißer und dunkelbrauner Farbe
vor, die Blattflächen sind öfter mit blauem oder weißem Emaille ausgefüllt.
Die Verzierung mit in den noch weichen Thon eingedrückten Quarzstückchen
ist bei den Altenburger Krügen ziemlich häufig zu beobachten und stets mit
dem Perlendekor verbunden; die Quarze sind in die Mitte von Blüten,
Rosetten oder an das spiralige Ende der Perlenranken gesetzt. Trotz der
reichen Emaillierung würden die Altenburger Krüge ziemlich grob und nüchtern
wirken, wenn sie nicht fast durchweg eine ungewöhnlich reiche und sorgfältige,
ja zuweilen sogar verzierte Zinnmontierung aufzuweisen hätten, wie sie sich
an den rheinischen Steinzeugen und an Kreußener Krügen nur ganz ver-
einzelt findet. «
Bei jenen bildet der Zinndeckel meist die ganze Montierung, nur hier
und da ist diese durch einen zinnernen Fußreif oder Bodenuntersatz vervoll-
ständigt. Die Altenburger Krüge haben, soweit sie einen Deckel haben, meist
auch einen Fußreif oder Untersatz von Zinn. Deckel und Bodenmontierung
sind gewöhnlich durch ein zinnernes Band mit einander verbunden, das
über dem Henkelrücken hinläuft und an diesem mit zinnernen Ringen be-
festigt ist. Damit aber noch nicht genug: der Hals und der untere Teil
der Krüge sind meist noch mit verschiedenen Zinnreifen gesichert, die mitunter