Full text: Sächsische Volkskunde.

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A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 503 
zu zweien oder dreien ganz dicht übereinander auftreten und stets mit dem 
Henkelband in Verbindung stehen, so daß dann die Montierung einen fest- 
geschlossenen Organismus bildet. Ein mit Rosettenreihen gezierter Krug im 
Dresdener Kunstgewerbe-Museum (Fig. 244) veranschaulicht diese überaus 
ängstliche und fein bedachte Montierungsweise in besonders charakteristischer 
Weise, insofern bei ihm die Reifen um Hals und Fuß noch durch zierliche 
herzförmige Schildchen von Zinn untereinander verbunden sind. Die Alten- 
burger Krüge gewinnen durch die reiche Zinnverbrämung sehr wesentlich 
an Gefälligkeit und Eleganz und erhalten durch sie ein ganz bestimmtes 
Gepräge. 
Neben den seidelförmigen Krügen dieser Art kommen vereinzelt große 
kannenförmige Deckelkrüge von gleicher Masse, derselben gelben Glasur und 
ähnlichem Dekor vor. Ihr schwerfälliger Leib 
ist eiförmig gebaucht, unten nur wenig einge- 
zogen, mit einem gedrungenen cylindrischen Hals 
bekrönt und vorn unmittelbar unter diesem mit 
einem kurzen Ausgußrohr versehen, das mit 
einem Zinndeckelchen verschlossen ist. Die Bauchung 
des Leibes zieren als vornehmster Schmuck aus 
Formen gepreßte Relief und ringsum aufgelegte, 
blau- und weißemaillierte Rosetten und Blatt- 
und Blütenstengel, wie man sie hier und da auch 
an den Perlkrügen findet. Ein sehr schöner der- 
artiger Krug war auf der Altertumsausstellung 
zu sehen, die im Mai dieses Jahres die Stadt 
Mügeln veranstaltet hatte. Besonderen Wert 
erhielt er dadurch, daß er an beiden Seiten in 
Relief mit dem sächsischen Kurwappen geziert war. 
Den Wappenschildern entsprach an der Vorder- Fig. 246. 
seite eine wie diese aus der Form gepreßte Cartouche mit dem hübschen Spruch: 
„Süse gedrunken, 
Sauer bezahlet.“ 
Die Reliefs umgaben weiße Rosettenkränze und Streifen von weiß und blau 
emaillierten Blätichen. Auf dem Deckel war die Jahreszahl 1752 eingraviert. 
Im Gegensatz zu diesem zeigt ein gleicher Krug im Leipziger Kunst- 
gewerbe-Museum (Fig. 246) emaillierte Blätter, Blüten und Rosetten in ziem- 
lich unregelmäßiger Anordnung um die Reliefcartouchen herum. Diese sind 
alle drei aus derselben Form gepreßt: innerhalb eines reichen Barockrahmens 
reichen sich ein Herr und eine Reifrockdame die Hände, dabei gemeinsam eine 
mächtig lodernde Fackel haltend, die in beigegebenen flammenden Herzen und 
aus Herzen aufsprießenden Blumenstengeln ihre Erklärung findet. 
 
	        
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