Full text: Sächsische Volkskunde.

504 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
Die Perlkrüge entstammen durchweg dem 18. oder dem Beginn des 19. 
Jahrhunderts. Möglicherweise hat sich ihre Fabrikation nicht auf Altenburg 
beschränkt, vielleicht haben sogar die Töpferstädte des Muldenthals Anteil an 
ihrer Herstellung. 
Ein wichtiger Punkt bleibt noch zu erörtern. Einige im Leipziger Kunst- 
gewerbe-Museum befindliche Topfscherben von unbestimmter Herkunft — viel- 
leicht gehören sie dem oben eiwähnten Leipziger Funde an — beweisen un- 
widerleglich, daß die Zierweise, die die Altenburger Krüge kennzeichnet, auf 
eine ältere Zeit zurückgeht, und daß sich deren Fabrikation aus einer höheren, 
künstlerisch wertvolleren Industrie heraus entwickelt hat. Die Scherben haben 
denselben hellgelben Ton wie die Altenburger Krüge und zeigen als Dekor email- 
lierte Perlen und 
Rosetten in Ver- 
bindung mit edel 
gezeichnetem figür- 
lichem Relief im 
Stile des. 16. Jahr- 
der andere eine 
Satyrmaske nach 
Artder Maskenauf 
rheinischem Stein- 
zeug, ein dritter 
einen Cherubskopf der Art, wie sie an Kreußener Krügen und deren alten 
Nachahmungen vorkommen. 
Dem Altenburger Boden entstammen außer den Perlkrügen anscheinend 
auch gewisse etwas plumpe, aber dabei sehr wirkungsvolle, seidel= oder walzen- 
förmige Deckelkrüge mit emailliertem Kerbschnittdekor, von denen je zwei sehr 
gute Exemplare im Kunstgewerbe-Museum und im Museum des Königl. Sächs. 
Altertumsvereins zu Dresden zufinden sind (Fig. 247 u. 248). Sie geben sich 
in der Form wie in der Art des Dekors und vor allem in der Buntheit der 
Emaillierung deutlich als grobe Nachahmungen der Kreußener Walzenkrüge 
kund, als deren vornehmste Typen wir die Apostel= und die Jagdkrüge schätzen. 
Andererseits sind sie sichtlich den Perlkrügen nahe verwandt. Sie haben eine 
ähnliche fette weiße Masse wie diese, die meist durch eine grelle, speckige, 
hellbraune Glasur verdeckt ist, und sie zeigen dieselbe luxuriöse Art der Zinn- 
montierung und die Verzierung mit Quarzstückchen, die für jene so bezeichnend 
ist, womöglich in noch reicherer Ausbildung. Ihr Leib ist auffallend reich 
profiliert; man hat den Eindruck, als wenn die mehrfachen Einschnürungen, 
hphunderts. Dereine 
* Scherben weist eine 
— ½ . « 
Fig-, DER Lwenmaske auf, 
— —* 
– 
     
#. 
    
Fig. 247. Fig. 248.
	        
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