A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 513
Bauerngeschirr beo-achten. Ebenso ist die einseitige Beschränkung auf den
reizvollen Dekor in Gelb, Ocker und Grün keineswegs allein für die sächsische
Bauerntöpferei charakteristisch, sondern allenthalben zu finden, namentlich in
Niederdeutschland. Die letztere Erscheinung erklärt sich selbstverständlich aus
der besonderen Feuerbeständigkeit der genannten drei Farben, die wegen dieses
Vorzugs von jeher vom Töpfer besonders gern verwendet wurden und die
wir daher auch an den verschiedensten glasierten Kunsttöpfereien, so an
deutschen Kacheln und Fayencekrügen des 16. Jahrhunderts und selbst an
italienischen Majoliken, namentlich an den frühen, ornamentierten Tellern
und Apothekerkrügen von Faenza, Siena und Caffaggiolo neben Blau
dominieren sehen.
Die „redenden“ Bierkrüge, die ihnen verwandten Schüsseln und die
Teller mit Stadtansichten und dem kursächsischen Wappen sind die ver-
breitetsten Typen unter den älteren bäuer-
lichen Irdenwaren Sachsens. Neben ihnen
kommen mehr oder weniger vereinzelt noch
eine ganze Anzahl bemerkenswerter älterer
Glasurwaren vor. Hier sei nur noch kurz
auf eine Ware hingewiesen, die im Leip-
ziger Kunstgewerbe-Museum in einem
seidelförmigen und einem kannenförmigen
Krugvertreten ist (Fig. 259, 260). Die Krüge
haben beide eine citronengelbe Glasur und
sind grün, dunkelbraun und weiß und
der eine außerdem lichtblau dekoriert. Ihr
Pflanzendekor ist frei von allen Stilan-
klängen und in flotten, braunen Umrissen Fig. 261.
ausgeführt. Der kannenförmige Krug
zeigt an der Vorderseite einen Vogel auf blühendem Zweig, der andere ein
Rad und andere Geräte, verbunden mit der Jahreszahl 1804, in einem
Lorbeerkranz zwischen zierlichen Rosenzweigen.
Es bleibt noch zu erwähnen, daß in der Lausitz von den Glasurtöpfern
zu Anfang des 19. Jahrhunderts und früher schon für das Bauernhaus sehr
hübsche Gefäße in Gestalt von buntglasierten Figuren hergestellt worden
sind. Das Museum für sächsische Volkskunde besitzt vier besonders schöne
Gefäßfiguren der Art: drei, zwei Mädchen und ein Bauernbursche, sämtlich
mit Tragkörben auf dem Rücken und kleinen Körben in der einen Hand,
sind als Blumenvasen gedacht (s. Fig. 261), die vierte ist als Trinkgefäß
eingerichtet. Als Lausitzer Fabrikate sollen sich diese Figuren schon durch
ihre Tracht offenbaren. Die Mädchen tragen ein kurzes Mieder, Kopftuch
und Brustlatz und lange, gestreifte Röcke, die die Füße verbergen. Die
Wuttke, sächsische Volkskunde. 2. Aufl. 33