Full text: Sächsische Volkskunde.

A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 533 
Jahreszahlen aufgemalt. Das Ehebett umschlossen früher in der Regel 
farbige Vorhänge. 
Nur ein Möbel entbehrt fast jeglichen Schmucks, die sogenannte Käse- 
bank, ein auf hohen Beinen stehender, flacher, viereckiger Kasten, der zum 
Entwässern des frischen Quarkkäses dient. Das aus dem in Näpfen stehenden 
Quark sich absondernde Wasser sammelt sich in Rinnen, die in den Boden 
des Kastens eingeschnitten sind, und wird von diesen zu einem großen Loch 
geführt, durch das es abläuft. Die Käsebank war in manchen Gegenden 
in jedem richtigen Bauernhaus zu finden, namentlich im Altenburgischen und 
im Vogtland. Hier und da war sie mit Jahreszahl und Monogramm geziert. 
Ein anderes Holzgerät zum Trocknen des Käses, der sogenannte Käse- 
korb, wurde früher gern mit Schnitzerei oder Drechselei ausgestattet, während 
er heute auch meist schmucklos auftritt. Er besteht in der Regel in einem vier- 
eckigen Holzrahmen oder Kasten, in dem Speichen oder Brettchen überein- 
ander angebracht sind. Auf diese Brettchen werden die geformten Käse 
gelegt, nachdem sie bereits in der Käsebank gestanden haben, um allmählich 
völlig zu trocknen. Deshalb wird der Käsekorb stets ins Freie gehängt, 
gewöhnlich an die Langseite des Wohnhauses und, damit der Regen nicht 
Schaden anrichten kann, unter das Dach (siehe Fig. 187 in dem Gruner'schen 
Aufsatz). 
Die Anordnung der Möbel hängt in der Bauernstube aufs engste mit 
der Lage und Beschaffenheit des Ofens zusammen. Der Ofen der sächsischen 
Bauernstube ist an anderer Stelle von berufener Seite eingehend nach seiner 
Form und Anlage geschildert.') Hier sei nur erwähnt, daß sich bei uns 
hier und da noch die alten schwerfälligen Kachelöfen in den Ecken der 
Bauernstuben erhalten haben, und daß diese gewöhnlich die aller Orten 
üblichen einfachen topfartigen Hohlkacheln und nur vereinzelt reicher 
ornamentierte Kacheln aufweisen. 
Wie überall so hängen auch in Sachsen, namentlich im Gebirge, über 
dem Ofen Stangen zum Trocknen von Wäsche, Kleidern, Heu u. a. Ver- 
einzelt nimmt die Trockenstange eine künstlerische Form an (vergl. die in 
Fig. 183 des Gruner'schen Aufsatzes abgebildete hölzerne Kleiderleiste in 
Gestalt von zwei gewundenen Schlangen). 
Der Genauigkeit halber sei auch das Wandbrett über der Eingangsthür 
erwähnt, das zur Aufbewahrung der Bibel und von besserem Geschirr dient. 
Neben dem Thürbrett und dem Topfregal bieten in der Wendei und an 
anderen Orten dem Geschirr auch noch Brettergallerien Unterkunft, die sich 
unmittelbar unter der Decke hinziehen und mit Nägeln zum Anhängen der 
Töpfe versehen sind. In der Wendei findet sich öfter sogar ein richtiger 
Geschirrschrank in der Bauernstube. 
*) Siehe Seite 424 bis 426 in dem Aufsatz von Gruner.
	        
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