Full text: Sächsische Volkskunde.

19. Die wendische, vogtlündische 
und altenburgische Volkstracht im 
13. und 19. Jahrhundert. 
Von O. Seyffert. 
  
Zeichnungen von demselben. 
Wenn wir unter Volkstracht die Kleidung verstehen, die, nur auf 
einen Landstrich beschränkt, sich selbständig entwickelt hat, in der sich also 
nicht die vorhandene Mode mehr oder weniger in bäuerlicher Auffassung 
wiederspiegelt, sondern welche historische und örtliche Eigenart besitzt, so müssen 
wir im Königreich Sachsen vor allem die wendische Volkstracht in der Ober- 
lausitz, die vogtländische im Vogtland und die altenburgische an der Grenze 
von Sachsen-Altenburg und im Herzogtum S.-Altenburg nennen. Allerdings 
kann man im allgemeinen auch unter Volkstracht die Kleidung des Bauern 
und des kleinen Mannes, der verschiedenen Gewerbe, der Schützengilden, der 
Bergleute, Hausierer u. s. w. und schließlich die eines jeden Menschen, sobald 
wir „Volk“ als die Gesamtheit nehmen, verstehen. Wenn wir jetzt aber nur 
die drei oben erwähnten Typen schildern, so geben wir ein Bild, in das sich 
die in Sachsen vorkommenden Bauerntrachten, einige Abweichungen zumal in 
den Kopfbedeckungen ausgenommen, einordnen lassen. Die wendische Tracht 
hat sich bis heute bei Frauen und Mädchen erhalten und tritt bei Hochzeiten, 
Kindtaufen u. s. w. hier und da noch in alter Herrlichkeit auf, die vogt- 
ländische Tracht ist im Anfang des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts 
ausgestorben und die altenburgische wird nur noch von älteren Frauen und 
vereinzelt von Männern getragen oder anläßlich von Festlichkeiten zu Ehren 
des Fürstenhauses bei den sogenannten Bauernreiten angelegt. (In Sachsen 
zum Dresdener Volkstrachtenfest 1896 und zum 25 ährigen Regierungs- 
jubiläum des Königs Albert 1898.) 
Im 15. und 16. Jahrhundert finden wir Volkstrachten wenig in dem 
Sinne vor, den wir heute darunter verstehen. Wir treffen hauptsächlich noch 
die Modetrachten in bäuerlicher Auffassung. Nach dem 30 jährigen Kriege
	        
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