46 J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit.
Verzierungen sind äußerst selten angebracht. Als plastische Ornamente
treten nur die schon erwähnten Thonreifen auf, von eingeritzten und einge-
stochenen finden sich Zickzack-Linien zwischen horizontalen, welche von Reihen
kurzer scharfer Einstiche begleitet werden, und Gruppen senkrechter, vom
Hals bis zur Bodenfläche gehender Furchen, deren Zwischenräume mit dichten
parallelen, federartig angeordneten Strichen bedeckt sind.
Metallbeigaben sind jetzt häufiger, namentlich findet Eisen zu Schmuck-
sachen viel Verwendung. Charakteristisch für die La Tene-Gräber find
Fibeln aus Bronze und Eisen, letztere oft von bedeutender Größe, und eiserne
Gürtelschließen. Am verbreitetsten sind ältere La Tene-Fibeln mit zurück-
geschlagenem Fuß (Fig. 93—94), selten mittlere, deren zurückgeschlagener
Fuß mit dem Bügel fest verbunden ist (Fig. 98), und Spät-La Tene-Fibeln,
deren Fuß einen geschlossenen Rah-
men bildet. An den in verschie-
dener Ausführung vorhandenen
Gürtelhaken (Fig. 96— 97) haften
zuweilen noch Reste bronzener Gür-
telbeschläge. Nicht häufig sind
Bronzenadeln, welche in einer
Scheibe mit aufgenietetem, hohlem
Kegel aus Bronzeblech enden
(Fig. 95). Weiter kommen spiralig
gewundene Ringe aus dickem Eisen-
draht und hohle Armringe aus
Bronzeblech mit Thonkern vor. Als Schmuck dienten vielleicht auch die
vereinzelt gefundenen eisernen Gliederketten (Fig. 99). Von Gebrauchsgegen-
ständen und Waffen sind eiserne Messer zu erwähnen, während die anderwärts
nicht seltenen eisernen Schwerter zu fehlen scheinen. Beigaben aus Glas sind
durch Perlen, solche aus Thon durch kleine Ouirle und Löffel vertreten.
Gegenüber den früheren prägt sich in diesen Funden ein gewisser Luxus
und Reichtum aus, Schmucksachen sind unter der Bevölkerung reichlich ver-
breitet und werden dem Toten in größerer Menge ins Grab gelegt. Der
allgemeine Kulturzustand aber ist derselbe geblieben, die Dauer des La Tene-
Einflusses war zu kurz, um eine Veränderung der sozialen Verhältnisse
unserer heimischen Bevölkerung zu bewirken.
Luch die nachfolgende hochentwickelte römische Kultur ist an unserem
Lande und seiner Bevölkerung fast spurlos vorübergegangen. Die Nach-
wirkungen der gewaltigen Kämpfe, welche unsere südlichen und westlichen Nach-
barn zu Beginn unserer Zeirrechnung mit den römischen Legionen zu bestehen
hatten, durch welche die Länder an der Donau und am Rhein dem römischen
Weltreich angegliedert wurden, machen sich in der Kultur unserer Heimat kaum
Ffig. 96. Fig. 97. Fig. 96. Fig. 99.