48 J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit.
sich von denen ihrer Vorgänger nicht unterschieden. Die für die Slawen
charakteristischen Dorfanlagen, die Rundlinge, deren Reste noch heute im
Grundriß vieler Dörfer zu erkennen sind, stammen erst aus spätslawischer
Zeit. Pfahlbaudörfer, wie sie anderwärts von Slawen errichtet wurden, sind
bei uns unbekannt.
Weiter verbreitet sind dagegen die Burgwälle, die sogenannten Heiden-
oder Schwedenschanzen, an denen namentlich das östliche Sachsen reich ist,
die sich aber auch auf vielen Höhen längs des unteren Elbthals und selbst
im Flachlande bis in die Gegend von Leipzig finden.“) Die meist aus Erde,
seltener aus Steinen erbauten, ring= oder bogenförmigen, zuweilen sehr aus-
gedehnten und hohen Wälle krönen entweder isolierte Höhen oder schließen
Massstab
1:2500000.
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vorspringende Bergzungen gegen das anstoßende Terrain ab, im Flachlande
liegen sie zum Teil in sumpfigen Niederungen. Uber den Zweck dieser
Bauten gehen die Ansichten der Forscher auseinander; die Einen sehen sie
nur als Verteidigungswerke und Zufluchtsorte in Zeiten der Gefahr an,
die Anderen als Kultusstätten, in welchen die Götterbilder standen.
Einzelne dieser Burgwälle bergen nun Altertümer aus slawischer Zeit
in erstaunlicher Menge, immer aber in geringer Abwechselung. Spärlich
findet man Werkzeug oder Schmuck, sehr reichlich Bruchstücke von Topf-
geschirt. Die rohen, primitiven Werkzeuge kennzeichnen so recht die niedere
Kulturstufe der Erbauer dieser Wälle. Neben kleinen eisernen Messern
Fig. 1030a. Verbreitung der slawischen Funde.
*) O. Schuster: Die alten Heldenschanzen Deutschlands mit spezieller Beschrei-
bung des Oberlausitzer Schanzensystems. Dresden 1869. Mit 1 Karte.