Volk und Staat. 105
dem 2. Jahrhundert v. Chr. läßt sich germanische Be—
völkerung mit Sicherheit nachweisen. Es waren Hermun—
duren, von denen die ältesten Flußnamen, wie Elbe (schwed. elth,
stammen. Um diese Zeit drangen die Germanen schon nach
dem damals keltischen Süddeutschland vor. Als in der Zeit
der Völkerwanderung die Germanen abgezogen waren, be-
setzten im 6. Jahrhundert von Osten her kommende Slawen,
die Sorbenwenden, das Land. Sie bauten die Burgwälle,
die als Schweden= und Heidenschanzen im Volk bekannt
sind. Durch Einführung der Drehscheibe schufen sie einen
Fortschritt in der Töpferei, dem damals vollendetsten Ge-
werbe. Im 10. und 11. Jahrhundert wurde Sachsen von
den Deutschen zurückerobert. Das Land wurde von den
deutschen Herren aufgeteilt und militärisch gesichert, aber
zunächst nicht germanisiert. Die Deutschen lebten an be-
festigten Punkten inmitten der noch feindseligen Slawen.
Es bestand ein Verhältnis, wie es in den russischen Ostsee-
provinzen geblieben ist. Das Gebirge war unbewohnter
Urwald. Im 12. und 13. Jahrhundert kamen infolge der
Ubervölkerung des deutschen Westens deutsche Bauern und
Städter ins Land, das sie kolonisierten und germani-
sierten.
An dieser deutschen Besiedlung beteiligten sich fast alle
deutschen Stämme. Die Thüringer und Franken waren
die nächsten Grenznachbarn; die letzteren ließen sich längs des
ganzen Erzgebirges nieder, wo Namen wie Frankenberg, Franken-
stein usw. ihre Siedlungen bezeichnen. Das Vogtland wurde
von Oberfranken und im südlichen Teil von Bayern aus der
Oberpfalz besiedelt, deren Mundart bis heute sich erhalten hat.
Auch Niederdeutsche kamen, vor allem Sachsen (vgl. Sachsen-
burg usw.), die sich vorwiegend im Elbtal und als Bergleute
in den Bergstädten niederließen; selbst Holländer und Flämen
(Flemmingen bei Waldheim) beteiligten sich an der Besiedlung.
Von den deutschen Ansiedlern wurden teils die slawischen Dörfer
übernommen, teils neue deutsche Dörfer angelegt. Links der