64 Das Erzgebirge.
abdachung des Gebirges. Ein Waldmeer senkt sich zu den
Füßen des Beschauers allmählich nach Norden zu, von bläu—
lichem Schimmer umwoben. Schmale, tiefe Täler sind als
Furchen in dem Wipfelmeer zu erkennen. Weiter nördlich
treten in tieferer Lage Felder und Wiesen mit Ortschaften,
Teichen und Torfstichen hervor. Der wellige Boden gleicht
einem erstarrten Meer. Flache Mulden mit wenig Wald
wechseln mit waldesdunklen Höhenrücken. Einen eigenartigen
Zug bringen die basaltischen Tafelberge in die Landschaft,
im Norden der Scheibenberg (807 m), im Nordosten der
n—ieis 2 m) und der Bärenstein (898 m).
Im Westen überragt der Auersberg (1018 m) die dichten
Waldungen des oberen Gebirges. Im Norden erhebt sich
der Greifenstein (731 m) als Grenzpyfeiler des eigentlichen
Gebirges. Sein Gipfel trägt zu seltsamen Formen ver-
witterte Granitbänke, die vielfach im Gebirge als Zeugen
der Zertrümmerung und Abtragung vorkommen. Aus viel
weiterer Ferne winkt die Porphyrkuppe der Augustusburg
(515 m) mit ihrem mächtigen alten Schloß als vorge-
schobenster Bergposten. Die größeren Flußtäler machen sich
als Leitlinien in der Nordabdachung bemerkbar, ihre tiefen
Ninnen zergliedern die Hochfläche. Wenden wir uns nach
Süden, so erblicken wir tief unter uns in der tiefen Ein-
senkung zwischen Fichtel= und Keilterg Oberwiesenthal, die
höchste Stadt Sachsens (914 m). Von ihr ziehen sich Felder
und Wiesen bis zum Rücken der flachen Kämme auf der
Wasserscheide in mehr als 1000 m Höhe empor, die wieder-
um vom bewaldeten Gipfel des Keilbergs, des höchsten
Berges des Erzgebirges (1244 m), überragt wird. Zwischen
ihm und dem Fichtelberg zieht die Landesgrenze über einen
1080 m hohen Paß; über ihn führt die von Ebereschen,
dem charakteristischen Straßenbaum des Gebirges, begleitete
Straße von Oberwiesenthal nach Gottesgab; auf rauhem