66 Das Erzgebirge.
die Pässe der Alpen und anderer Hochgebirge. Nur im
östlichsten, niedrigeren Teil des Gebirges liegen zwei Straßen-
übergänge unter 700 m. Sie sind zugleich die ältesten,
nämlich der Nollendorfer Paß (679 m), durch die Kämpfe
von 1813 bekannt, den an der äußersten Grenze des Ge-
birges die Straße Dresden — Pirna —Teplitz benutzt, und
der an Katharinaberg vorbeiführende Übergang vom Flöhatal
ins Brüxer Kohlenbecken. Im ganzen überschreiten 16große
Heerstraßen die sächsische Grenze auf dem Gebirgskamm,
die höchste zwischen Fichtel= und Keilberg in 1080 m, die
meisten in 700—900 m Höhe. Außerdem führen viele
andere fahrbare Wege über das überall gut wegsame Gebirge.
An vier Stellen ist das Gebirge überschient. In großen
Windungen erklimmen die Bahnen namentlich von Süden
den Kamm. Hier gleichen sie in ihrer Anlage den Alpen-
bahnen. Am höchsten liegt die Linie vom Mulden= ins Eger-
tal (Zwickau — Johanngeorgenstadt— Karlsbad), die bei.
Platten auf böhmischer Seite den Kamm in 900 m Höhe
überschreitet. Von Chemnitz führt eine Doppellinie durch
das Zschopau- und Flöhatal; beide Bahnen vereinigen sich
am Südabhang bei Sebastiansberg und gehen in gemein-
samer Linie nach Komotau hinab. Im Osten benutzt die
Linie Freiberg—Brüx das Tal der Freiberger Mulde zur
Erreichung des Kammes bei Moldau und führt dann am
steilsten Gebirgshang in großen Kehren und auf einer Doppel-
rampe, an deren Spitze der Kopfbahnhof Eichwald liegt,
in das Brüxer Becken hinab. Sieben weitere Linien, davon
drei aus dem Elbtal, führen auf sächsischer Seite bis an
die Paßstraßen heran.
Die Täler des Erzgebirges sind tief eingeschnitten,
aber nirgends findet sich ein Durchbruchstal wie das der
Elbe im Sandsteingebirge. Die Flüsse entspringen meist auf
dem Kamm, ihre Quellen liegen daher vielfach auf böhmi-