Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens. 7
Die heutigen Grenzen und der jetzige Umfang des König—
reichs Sachsen erklären sich lediglich aus der geschichtlichen
Entwicklung des Landes, die durch die Politik seiner Fürsten
bestimmt worden ist. Geographische Ursachen haben nur auf
die Entstehung der Südgrenze vom Kapellenberg bis zur Elbe
eingewirkt. Nur hier war im Gebirgskamm eine natürliche
Grenze vorgezeichnet. Schon als die ersten deutschen Eroberer
über die Saale vordrangen, bildete die menschenleere Wald—
wildnis des Erzgebirges die Grenze zwischen den Sorbenwenden
und den ihnen stammverwandten Tschechen. Die erste Grund—
lage für den heutigen sächsischen Staat bildete die Mark
Meißen. Der deutsche König Heinrich I. unterwarf 929 das fla-
wische Gebiet zwischen Saale und Elbe und erbaute die Grenzfeste
Meißen, die der Sitz der neuen Markgrafschaft wurde. Die
Elbe diente als natürlicher Grenzgraben. Um das Jahr 1000
war die Grenze östlich der Elbe bis etwa zur heutigen Grenze
der Kreishauptmannschaft Dresden vorgeschoben. Die alte Mark
Meißen reichte westlich bis Döbeln und Chemnitz, nördlich wenig
über die heutige Grenze hinaus. 1089 gelangte die Markgraf-
schaft in den Besitz der Grafen von Wettin, deren Stammburg
an der alten deutsch-slawischen Grenze, der unteren Saale, lag.
Durch Erbschaften und kaiserliche Lehen erweiterten die Wettiner
ihren Besitz. Die Entdeckung der Silbererzlager bei Freiberg
und die Entwicklung der Handelsstraßen nach Böhmen und
Polen begünstigten die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Es war noch an der östlichen Reichsgrenze gelegenes Kolonial-
gebiet, in das zahlreiche deutsche Ansiedler einströmten, als in
den altdeutschen Gebieten westlich der Saale der Boden für die
starke Volksvermehrung nicht mehr ausreichte. Heinrich der Er-
lauchte (1221—1288) erweiterte die Mark Meißen zum ersten
Male zu einem ansehnlichen deutschen Mittelstaat. Er erwarb
das reichsunmittelbare Pleißnerland, die Landgrafschaft Thüringen
und die Niederlausitz. Unter ihm erstreckte sich der Machtbereich
der Wettiner von der mittleren Werra bis zum Oderknie an der
Neißemündung, vom Erzgebirgskamm bis zum Elbknie an der
Mündung der Schwarzen Elster. Aber Heinrich hemmte die
Weiterentwicklung seines Landes zu noch größerer Machtstellung
selbst durch eine Maßnahme, die auch späterhin wiederholt den
Ausschwung der wettinischen Lande zur führenden Stellung im
östlichen Deutschland vereitelte. Er teilte das Land noch bei
seinen Lebzeiten unter seine Söhne, die sich bald untereinander