70 Das Erzgebirge.
starke Steigungen zu vermeiden. Fast alle Hauptbahnen
führen in Flußtälern vom Fuß zum Kamm des Gebirges
hinauf. Auch die Nebenbahnen suchen möglichst die Täler
der Seitenbäche zu benutzen, selbst wenn dadurch Umwege
bedingt werden. Die alten Landstraßen dagegen wurden
mit Vorliebe über die Höhen geführt, da sie dort Umwege
vermieden und leichter anzulegen waren.
Unter den Gesteinen, die am Aufbau des Erzgebirges
beteiligt sind, steht der Gneis an erster Stelle. Ostlich vom
Scheibenberg und Bärenstein ist er fast allein vorherrschend.
Landschaftlich bewirkt er große Einförmigkeit, da der Feld-
spat in ihm leicht verwittert und deshalb die Abtragung
an ihm am weitesten vorgeschritten ist. Er bildet sanft ge-
neigte, flachwellige Hochflächen, die nur durch die Talein=
schnitte unterbrochen und bis zum Kamm mit Feldern be-
deckt sind. Am Gneis liegt es, daß das östliche Gebirge
landschaftlich hinter dem westlichen weit zurücksteht. An der
Ostgrenze des Gebirges stehen die flachen Gneisrücken zu
den scharf umrissenen Sandsteinhochebenen und -bergen in
starkem landschaftlichen Gegensatz.
Von Augustusburg bis Schwarzenberg und von dort
bis über den Fichtel= und Keilberg hinaus legt sich an die
Gneiszone ein Gürtel von Glimmerschiefer mit langen
Höhenrücken und munnigfaltigeren Oberflächenformen, weil
dieses Gestein ungleichmäßig und schwerer verwittert, nament-
lich wo es fehr viel Quarz enthält, wie am Keilberg und
Fichtelberg. Die quarzreichsten Felsen ragen als Klippen
empor, die der Abtragung mit Erfolg widerstanden haben.
Der scharfe Gegensatz zwischen Gneis= und Glimmerschiefer-
landschaft zeigt sich an der Grenze beider Gesteine. Der
Glimmerschiefer bildet dort erhöhte Ränder um die Gneis-
zone. Aus der kesselartigen Gneislandschaft von Annaberg
ragen die Basaltberge als einzige imposante Höhen hervor.