74 Das Erzgebirge.
darüber ausgebreiteten Basalte vor der völligen Abtragung ge—
schützt wurden.
Die heutige Form des Gebirges wurde zur Tertiärzeit
geschaffen. Der alte Hauptsattel zerbarst. Der Udliche Teil
sart saffelföirsfineezn ver Tirse, so entständ die Grabensenkung
des Eger= und Bielatales am Südfuß des Gebirges. Dort
bildeten sich oberhalb und unterhalb des Egerdurchbruches am
Keilberg große Seebecken, in denen die Braunkohlen abgelagert
wurden. Aus der böhmischen Thermalspalte drangen Basalt-
massen empor und bildeten das Duppauer Gebirge und das
böhmische Mittelgebirge als südliche Grabenumrandung. Die
heißen Quellen von Karlsbad und viele andere Mineralquellen
sind jetzt noch tätige Zeugen dieser Vorgänge. Auch auf dem
Kamm des Erzgebirges drangen Basalte empor, teils als Quell-
kuppen, wie der Haßberg, teils als größere Ströme, wie auf dem
Bärenstein, Pöhlberg und Scheibenberg. Bei Wiesenthal finden
sich auch Phonolithdurchbrüiche. Der Gebirgskamm wurde bei
dem Einbruch des böhmischen Grabens emporgepreßt und ge-
hoben. Durch le Hebung des sächsischen und Senkung des
—. erzgebirgische Scholle n schräggestellt und er=
hielt so ihre Abdachung nach Norden. Seitdem sind Abtragung
und Ausnagung unermüdlich an der Arbeit gewesen, die heutigen
Oberflächenformen zu schaffen. Der leicht verwitternde Gneis
begünstigte die Bildung tiefer Täler. Die 372 m tief durch
Basalt, tertiären Sand und Gneis ausgenagte Rinne des Pöhl-
baches bei Annaberg ist ein treffliches Beispiel für die seit der
Tertiärzeit erzielten Wirkungen der Erosion, die den Tälern des
Gebirges ihre jetzigen Formen gab.
Wie das Erzgebirge, sind fast alle anderen deutschen
Mittelgebirge aus dem paläozoischen Faltengebirge entstanden.
Sie ordnen sich in drei bestimmten Richtungen an. Die
eine verläuft von Südwest nach Nordost, sie wird nach unserem
Gebirge die erzgebirgische, wegen ihres Vorwaltens am Mittel-
rhein auch die rheinische oder niederländische genannt. Die
zweite verläuft diagonal zu dieser von Südost nach Nordwest,
meist als sudetische bezeichnet. Sie setzt in Sachsen mit dem
Lausitzer Gebirge ein. Ihr folgen die Sudeten und die große
Gebirgsdiagonale vom Böhmer= bis zum Teutoburger Wald.
Die dritte, oberrheinische (8S8W.—NTNO.) herrscht von Schwarz-
wald und Vogesen bis zur Weser vor.