Das Vogtland. 95
ist der Hauptort der deutschen Weißwarenindustrie,
namentlich der Spitzen= und Stickereifabrikation, mit der die
Gardinenfabrikation eng verbunden ist. Diese Industrie hat
sich von Plauen auf viele Dörfer und namentlich auf das
obere Göltzschtal von Rodewisch bis Falkenstein ausgedehnt
und erstreckt sich bereits bis nach Schneeberg und nach Reuß.
Sie ist zum Teil Hausindustrie und erfordert viel weibliche
Arbeitskräfte.
Bodenständig ist diese Industrie namentlich dadurch ge-
worden, daß bei weitgehender Arbeitsteilung eine von Ingend
auf angelernte Bevölkerung zu geschickter, billiger und schneller
Arbeit nötig ist und mit ihr verwächst, so daß eine Verpflanzung
in andre Gegenden aus Mangel an geschulten Arbeitskräften
nur schwer möglich ist. Die Stickmaschine dringt bis in die
kleinsten Orte vor. Am 1. Mai 1902 waren im Handelskammer-
bezirk Plauen 7513 solcher Maschinen aufgestellt, davon 1929
in der Stadt Plauen. Seitdem hat sich ihre Zahl auf etwa
10000 erhöht, da die Stickereiindustrie in den letzten Jahren
im Gegensatz zu fast allen andern Gewerbszweigen außerordentlich
stark beschäftigt war. Sie verdankt dies ihrer Ausfuhr, die
namentlich nach Amerika und England geht. Die Stickmaschinen
werden zumeist in Plauen gebaut.
Die Weberei ist ein alteinheimischer Zweig der Textil=
industrie, sie wird wie die Spinnerei und Färberei vor allem
in Reichenbach und Umgegend betrieben. Die Teppichweberei
hat in Olsnitz ihren Hauptsitz, wo auch die Korsettfabrikation
für den Weltmarkt arbeitet.
An der böhmischen Grenze wurde von vertriebenen
böhmischen Protestanten die Herstellung von Musikinstru-
menten eingebürgert. In dieser, ebenfalls durch weit-
gehendste Arbeitsteilung vollendeten Industrie sind Mark-
neukirchen und Klingenthal Hauptplätze für den Weltmarkt.
Die Volksdichte ist infolge der Industrie durchschnitt-
lich ziemlich hoch (Amtsh. Plauen 314, Auerbach 234, Ols-
nitz 152 auf 1 qkm), aber sehr wechselnd. Große Industrie-