Contents: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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beider, gelangt sein. Eine neue schwere Beleidigung und Verlegenheit, 
die England damit diesen neutralen Staaten bereitet. Im Hafen von 
Helsingfors werden die Engländer wohl nicht viel Freude erleben, denn 
er wird vermutlich bald vereist sein. Wahrscheinlich war Libau das Ziel 
ihrer Sehnsucht, das nun aber durch die bösen Deutschen gesperrt ist. 
Daraus, daß Libau der einzige russische Hafen an der Ostsee ist, der eisfrei 
bleibt, ergibt sich die Wichtigkeit seiner Sperrung, welche die russische 
Flotte für die Dauer des Winters jeder Operationsbasis beraubt. 
(Tägliche Rundschau, 24. November.) 
Oesterreichischer Kriegsbericht. 
Wien, 23. November, mittags. (W.T. B.) 
In Russisch-Polen ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Verbün- 
deten setzten ihre Angriffe östlich Czenstochau und nordöstlich Krakau 
fort. Bei der Eroberung des Ortes Pilica machten unsere Truppen 
gestern 2400 Gefangene. Das Feuer unserer schweren Artillerie ist von 
mächtiger Wirkung. Die über den unteren Dunajec vorgegangenen russi- 
schen Kräfte konnten nicht durchdringen. 
Die Kriegslage brachte es mit sich, daß wir einzelne Karpathenpässe 
dem Feinde vorübergehend überließen. Am 20. November drängte ein 
Ausfall aus Przemysl die Einschließungstruppen vor der West= und Süd- 
westfront der Festung weit zurück. Der Gegner hält sich nunmehr außer 
Geschützertrag. 
Der stellvertretende Chef des Generalstabes. 
v. Hoefer, Generalmajor. 
Belgiens „Neutralität". 
Aus eidlichen Zeugenaussagen vor deutschen Gerichten gibt die 
„Nordd. Allg. Ztg.“ vom 24. Nov. folgende Auslese: 
Amtsgericht Quedlinburg, den 28. September: 
Mein Meister in Charleroi war Mitglied der belgischen Garde 
civique. Bereits 1 bis 2 Wochen vor dem Ausbruch des Krieges sagte er, 
es kämen 10 Regimenter Franzosen zur Unterstützung der Belgier gegen 
Deutschland. Belgien würde zwar nicht in Deutschland einfallen, aber 
seine Grenze verteidigen. Ich bemerkte auch bereits 1 bis 2 Wochen vor 
Ausbruch des Krieges in Charleroi Trupps franzosischer Infanterie in 
Stärke bis zu 100 auch 200 Mann. Sie waren feldmarschmäßig mit Tor- 
nistern und Gewehren ausgerüstet. Eine Verwechslung mit belgischem 
Militär ist ausgeschlossen. Ich kenne die Uniform des belgischen Militärs 
ganz genau. Die Leute hatten rote Hosen, den blauen Mantelrock und das 
Casquet, die Offiziere mit goldenen Tressen daran. 
Amtzgericht Düsseldorf, den 4. November: 
In Jeumont wurde in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August mobil 
gemacht. Schon am 31. Juli habe ich in Erquelinnes zwei französische 
Offiziere in voller Ausrüstung gesehen. Sie hatten rote Hosen an. 
Amtsgericht Berlin, den 5. November: 
Schon mehrere Tage vor dem 1. August sah ich französische Infanterie- 
patreuillen auf beiden Seiten des am Bohrturm vorbeifließenden Kanals. 
 
	        
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