V. Buch. „Die Kolonien. 31
der Kolonien sein und günstig auf die Bodenständigkeit der Bevölkerung ein-
wirken werden.
Erhebliche Zunahme weißer In dieser Beziehung gibt die Statiftik der letzten
Frauen und Kinder. Lahre ein sehr erfreuliches Bild durch die bemer-
kenswerte Zunahme der Frauen undk Kin-
der. Danach hat sich beispielsweise in Südwestafrika im Fahre 1912 die Zahl der Frauen
um 340, die der Kinder um 383 vermehrt, während in Ostafrika die Zunahme der Frauen
158, die der Kinder 91 beträgt, was für beide Länder einen sehr hohen Prozentsatz des Ge-
samtbevölkerungszuwachses bedeutet. Die weiße Bevölkerung unserer Schutzgebiete betrug
im JZahre 1912 rund 24 000 Seelen, darunter etwa 4500 Frauen und 4000 Kinder.
Um die Zunahme des weiblichen Elementes hat sich seit nunmehr fast 20 Jahren die
Deutsche Kolonialgesellschaft ein bleibendes Verdienst erworben, indem sie Unbemittelten
freie Uberfahrt gewährt, so daß sie nach Südwestafrika unter der wertvollen Mitarbeit
des rührigen Frauenbundes für die Kolonien bereits über 1700 Frauen, Kinder und
Bräute von deutschen Ansiedlern befördert hat.
Mischlingsfrage. Um so größeres Befremden mußte gerade in diesem Schutz-
gebiete die Resolution des Reichstags über die Mischlings-
frage erregen, das aber auch von den Weißen der übrigen Kolonien, namentlich Deutsch-
Ostafrikas, geteilt wurde. Mit Ausnahme von Samoa war von den Gouvernements
der Schutzgebiete der Standpunkt vertreten und seit einer Reihe von Zahren konsequent
durchgeführt worden, daß Ehen zwischen Weißen und Farbigen nicht statthaft seien
und daher standesamtlich nicht beurkundet werden dürften. Nachdem nunmehr auch die
Landes- und Gouvernementsräte sich unzweideutig in diesem Sinne geäußert haben,
kann der von der Kolonialverwaltung entschieden zurückgewiesene Reichstagsbeschluß
wohl als zu Nutz und Frommen unserer ganzen kolonialen Entwickelung abgetan an-
gesehen werden, wenngleich nicht zu verkennen ist, daß die Mischlingsfrage auf Samoa,
die sich nicht ohne Schuld der Verwaltung zu einer recht unerquicklichen ausgewachsen
hat, damit noch. nicht gelöst ist.
Während mit dem Eisenbahnbau, wie wir sahen, erst in den letzten Zahren in einer
seiner Bedeutung für die Entwickelung der Kolonien annähernd entsprechenden Weise
vorgegangen ist, hat auf anderen Gebieten des Verkehrswesens den Bedürfnissen weit
früher und fortgesetzt Rechnung getragen werden können.
Post- und Telegraphenwesen. Sehr günstig und gleichmäßig hat sich zwischen
Mutterland und Schutzgebieten und innerhalb
der letzteren das dem Reichspostamt unterstehende Post- und Telegraphenwesen
entwickelt. Auch während der Unruhen, namentlich während des großen Aufstandes
in Südwestafrika, hat es vorzüglich funktioniert. Von dem Umfang gibt die Zahl
der im letzten Jahre durch die Post beförderten Briefe einen Begriff, die in Kame-
run 1, in Ostafrika 3 und in Südwestafrika 6 Millionen überschritten hat. Die
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