Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
88 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch. 
  
des beim Betriebe des Ofens auftretenden Rauches und der Funken getroffen. Die 
Beschickung des Kupolofens ist durch mechanische Vorrichtungen wesentlich vereinfacht 
worden, auch das Brechen der zu verschmelzenden Roheisenmasseln geschieht auf 
maschinellem Wege rascher und müheloser als von Hand. Das Gattieren der verschiedenen 
zur Verschmelzung gelangenden Roheisensorten erfolgt heute auf den größeren Werken 
nach wissenschaftlichen Grundsätzen. Zur Aufbereitung des Formsandes sind zweckent- 
sprechende Vorrichtungen eingeführt worden, auf einigen Werken geschieht dieselbe 
vollständig automatisch. Das Trocknen der in der Gießereisohle hergestellten Formen 
geschieht durch transportable Ofen mit Halbgasfeuerung, die durch Unterwind betrieben 
werden. Zum Beheizen der Trockenkammern ist an einigen Stellen Generatorgas 
und zum Teil Hochofengas in Aufnahme gekommen. Das Stampfen der Formen wie 
auch das Putzen der Gußstücke geschieht zum Teil durch Druckluftwerkzeuge. Die Guß- 
putzerei ist ferner durch die Einführung des Sandstrahlgebläses wesentlich vereinfacht 
worden. In der Konstruktion der Formmaschinen sind vielfache Verbesserungen auf- 
gekommen, wodurch die Formarbeit verbilligt wird. Ein Hauptfaktor der Produktions-- 
vermehrung der Gießereien ist die Anwendung schnell laufender, elektrisch betriebener, 
den einzelnen Arbeitsvorgängen angepaßter Hebezeuge. In der Stahlformgießerei 
wird neben dem sauer zugestellten Martinofen namentlich zur Herstellung größerer Guß- 
stücke der basisch ausgefütterte Ofen verwendet. Auch der Elektrostahlofen hat sich als 
Schmelzapparat für die Herstellung kleiner Gußstücke sehr bewährt. Mitisguß, Reform- 
guß, Meteorguß usw. besteht aus weichem, schmiedbarem Eisen, das in Koksschachttiegel- 
öfen geschmolzen wird. 
In der WMetallgießerei und zum Teil auch in der Tempergießerei sind mit Ol geheizte 
Tiegel und Flammöfen in Aufnahme gekommen. Für die Automobilindustrie und Luft- 
schiffabrt werden seit etwa 15 Jahren in Sand gegossene Gußstücke aus Aluminium--- 
legierungen hergestellt. 
Beim Gießen schwerer Blöcke, wie sie z. B. 
für das Ausschmieden von Schiffswellen be- 
nötigt werden, treten große Schwindungshohl-- 
räume auf, die durch besondere Vorrichtungen beseitigt werden müssen. Dies kann ent- 
weder auf thermischem Wege nach den Verfahren von Riemer und Beilirch und mittels 
Thermit nach Goldschmidt oder auf mechanischem Wege durch Pressen geschehen. Zur wei- 
teren Verarbeitung müssen die erkalteten Gußblöcke auf helle Rotglut erhitzt werden. Früher 
geschah dies in einfachen, mit Planrostfeuerungen versehenen Flammöfen, sog. Schweiß- 
öfen. Heute benützt man hierfür in der Regel Ofen mit Halbgas- oder Generatorgas- 
feuerung, zum Teil unter Anwendung des Regenerativ- oder Rekuperatiospstems. In 
den Ofen, die eine geneigte Herdsohle besitzen, den sog. Rollöfen und Stoßöfen, werden 
die zu erwärmenden Blöcke nach dem Gegenstromprinzip der heißesten Stelle des Ofens 
allmählich entgegengeführt. Auf größeren Werken werden die Blöcke unmittelbar nach 
dem Gießen in sog. Ausgleichgruben gesetzt, die von dem Engländer Gjers erfunden sind, 
um eine gleichmäßige Temperatur des ganzen Blockquerschnittes herbeizuführen. In 
Formgebung durch Schmieden 
und Walzen. 
  
  
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