92 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch.
auf aluminothermischem Wege nach Goldschmidt hergestellte kohlefreie Mangan dient
in Form von Mangankupfer und Manganzinn ebenfalls als Desoxydationsmittel von
Kupfer und Bronze. Jedoch kann hier das Mangan einen Bestandteil der Legierungen
bilden, und Kupfermanganlegierungen mit 4—6% Mangan finden namentlich für solche
Konstruktionsteile Anwendung, die hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Silizium
gelangt als Siliziumkupfer zur Anwendung, und in den Kupferdrähten, die zu Telephon-
leitungen usw. benutzt werden, finden sich Mengen von 1% und mehr. Aluminium ist
ebenfalls ein sehr wirksames Desozydationsmittel, findet sich aber auch als Bestandteil
einiger Legierungen, namentlich der Aluminiumbronzen, die durch Zusätze von Kabmium
und Vanadium weitere Verbesserungen erfahren können. Spezialmessingsorten mit
bis zu 19 Zinn bzw. bis 10% Mangan haben ebenso wie das Aluminiummessing wegen
ihrer Beständigkeit gegen Seewasser vielfach im Schiffbau Verwendung gefunden.
Die Versuche, für die Luftschiffahrt Legierungen mit geringem spezifischen Gewicht
und hoher Festigkeit herzustellen, haben noch zu keinem durchschlagenden Erfolg geführt.
Es hat hier das Magnalium, das aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung mit etwa
8—10% Magnesium besteht und eine Zerreißfestigkeit von 22—24 kg/mm besitzt, so-
wie eine neuerdings von der Chemischen Fabrik Griesheim hergestellte Leichtlegierung
„Elektron“, deren spezifisches Gewicht unter 2 liegt, Verwendung gefunden. Letztere
Legierung soll im gewalzten Materiale Zugfestigkeiten von 35 kg bei Dehnungen von
etwa 18% aufweisen. Es würde sich also um Festigkeitseigenschaften handeln, die für
ein Leichtmetall ganz hervorragend sind. Eine Legierung aus Aickel und Chrom, die
gegen Korrosion und selbst gegen die Einwirkung von Königswasser widerstandsfähig
ist, wurde von Borchers in Aachen erfunden.
Schlußbetrachtung. Wohin wir blicken, finden wir in den letzten 25 Jahren
auf dem gesamten Gebiete des Montanwesens Beweise
einer arbeitsfrohen Tatkraft im friedlichen Wettkampf der Völker, auf die wir ohne
Uberheben stolz sein können. Die Gesamterzeugung an Mineralien hat sich im Deutschen
Reiche von 88,8 Millionen Tonnen auf über 300 Millionen Tonnen erhöht, ihr Wert
von 448 Millionen Mark auf 2,2 Milliarden Mark. Gleichzeitig stieg die Roheisenerzeu-
gung von 3,9 Millionen Tonnen im Werte von 195 Millionen Mark auf 17,85 Millionen
Tonnen im Werte von 900 Millionen Mark. Um derartige Fortschritte auf einem ver-
hältnismäßig kleinen Gebiete und innerhalb einer solch kurzen Zeit zu erzielen, mußten
sämtliche wirtschaftlichen und technischen Kräfte in höchstem Maße angespannt werden.
Es waren die Syndikate und Kartelle, welche wesentlich zur wirtschaftlichen Erstarkung
dieser wichtigen Zweige unserer vaterländischen Industrie beitrugen. Die hervorragend-
sten von diesen sind das im Jahre 1895 von E. Kirdorf gegründete Rheinisch-Westfälische
Kohlensondikat, das den Bergbau dieses Bezirkes zur vollen Blüte brachte, sowie der
11 Jahre später gegründete Stahlwerksverband, bei dem zum ersten Male Produkte
verschiedener Art in einer Kartellorganisation einbezogen waren. Während die Werke
des Kohlensyndikats mehr als die Hälfte der Gesamtmenge förderten, waren im Stahl-
werksverband etwa 90% der Erzeugung des deutschen Zollgebietes kontingentiert.
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