Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
108 Die Maschinen-Zndustrie. VI. Buch. 
  
bereitetes Feld, unsere Erzeugnisse sind dann zuverlässige Maschinen, das Kapital arbeitet 
wirtschaftlicher. Als Beweise hierfür können neben den Kraftfahrzeugen angeführt 
werden unsere Kriegsschiffe und Schiffsgeschütze, unsere Unterseeboote, namentlich 
aber auch unsere Luftschiffe und Flugmaschinen. Immerhin ist hier zur Selbst- 
erkenntnis nötig, zu sagen, daß unsere deutschen Gelehrten oft allzuspät die, zur Lösung 
großer industrieller und kultureller Aufgaben nötigen theoretischen Versuche in Angriff 
nehmen. Wir mühssen noch mehr als bisher die Lehrer der Hochschulen in Fühlung bringen 
mit dem, was werden soll und will. Freilich sind die Lehrer in den Mitteln zur Durch- 
führung von Ideen allzu beschränkt. Während der Oberingenieur in der Induftrie mit 
20 erprobten und eingearbeiteten Hilfskräften rechnen kann, hat der Hochschullehrer 
Mühe, sich meist mit einem einzigen, blutjungen Oiplomingenieur ohne Praxis als 
Assistent zurechtzufinden, dessen Zeit übrigens durch die Lehrtätigkeit vollständig in An- 
spruch genommen ist. Erst allmählich gelingt es dem Lehrer, durch Inanspruchnahme 
eigener Mittel oder durch mühsam erbetteltes Geld einige geübte Ingenieure für die 
Durchführung von lange gehegten Plänen zu gewinnen. Bielfach fehlt auch noch in 
den Hochschulen der PMatz zur Unterbringung dieser so dringend notwendigen Hilfs- 
kräfte. Wie viele fruchtbare, der Entwicklung vorgreifende Ideen verkümmern so wegen 
Mangel an Mitteln! Freilich der Staat kann hier nicht allein helfen, die Industrie müßte 
noch kräftiger als bisher nach dem Vorbild der amerikanischen Mäzene eingreifen und 
nicht nur die Laboratorien, sondern auch die Konstruktions-Lehrstühle bedenken. 
Gegenüber den anderen Lehrstühlen führen diese ein geradezu kümmerliches Dasein. 
Für Zdeen, die von vornherein fruchtbar erscheinen, ist et ja leicht, Geld von der In- 
dustrie zu erhalten, aber die meisten Ideen zeigen erst bei der Ausarbeitung, ob sie nutz- 
bringend werden oder nicht, und diese bleiben fast alle aus Mangel an Mitteln unaus- 
geführt, und erst nach Jahren, wenn die Industrie viel Geld fruchtlos ausgegeben und 
das Ausland einen Vorsprung hat, kommt die Aufgabe verspätet an die Hochschule zu- 
rück. Die Maschinen-Industrie ist es, die hier langjährige Unterlassungssünden gut- 
machen könnte und müßte. Ein nicht zu unterschätzender Bundesgenosse sind in dieser 
Richtung die Gerichte, die die Hochschullehrer mit der Erstattung gerichtlicher Gutachten 
beauftragen. Eine Fülle von Lehrmaterial und Anregungen werden aus diesen ge- 
wonnen, die von manchen Seiten angestrebte Einschränkung der Gutachter-Tätigkeit der 
Hochschullehrer wäre für alle Beteiligten von großem Schaden, es ist im Gegenteil eine 
Erweiterung dieser Tätigkeit erwünscht. 
Maschinen und Geräte t und * soeie Sanene ah gchon ret 
ahren mit dem Bau von Maschinen 
der Landwirtschaft. für die Landwirtschaft beschäftigt. Wenn wir hier von 
einem Fortschritte sprechen wollen, so ist es die Zahl der verwendeten Maschinen und 
leider die vermehrte Einfuhr derselben aus dem Auslande. Die Formen haben sich ge- 
rade in bezug auf die größeren Maschinen nicht in dem Maße entwickelt, wie es die heu- 
tigen Hilfsmittel der Maschinen-Industrie gestattet hätten. Immer noch steht der Koloß 
des alten Fowlerschen Maschinenpfluges am Rande des Ackers, schwerfällig wälzt sich 
  
  
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