118 Die Elektrizitäts-Industrie. VI. Buch.
denjenigen, welche vor 25 Jahren errichtet wurden. Das früher übliche Gewirr von Rie-
men, Transmissionen usw. ist verschwunden und die Werkstätten sind heute übersichtlich,
luftig, hell und freundlich geworden. Das ist wesentlich dem Einfluß der elektrischen
Kraftverteilung zuzuschreiben. Dieser geht weit über die Grenzen der Industrie hinaus.
Er macht sich, wie schon vorstehend gezeigt ist, auch im Gewerbe, im Handel und in der
Landwirtschaft bemerkbar.
Dieser Einfluß auf die deutsche Technik hat noch wesentlich weitergehende Folgen
gehabt als allein diejenigen der wirtschaftlichen Ersparnisse durch zweckmäßigere Gestal-
tung des Betriebes. Die Einführung des elektrischen Betriebes und auch der elektrischen
Beleuchtung hat zu einer wesentlichen Erhöhung der Betriebssicherheit geführt.
Dies ist in der Broschüre von Dr. F. Kerner „Unfallsicherheit und Betriebsökonomie im
Kraftmaschinenbetrieb“, Seite 39, wie folgt gekennzeichnet:
„Die Elektrizität hat sich seit ihrem Eintritt in die Reihe der Betriebskräfte als
erfolgreiche Gefahrenbezwingerin erwiesen. Wellenstränge und Kraftübertragungs-
riemen konnten zum Teil vermieden, Antriebsmaschinen mit hin- und bergehendem
Kolben durch solche mit in geschlossenen Gehäusen rotierenden Teilen ersetzt werden
und vieles andere mehr. Uberhaupt erwies sich die Möglichkeit der Konzentrierung
der Krafterzeugung auf eine einzige oder wenige Stellen und die damit verbundene
erleichterte Beherrschung der Gefahr als segensreich. Wurden so die „mechanischen“
Gefahren verringert, so hat die Elektrizität gleichzeitig ganz neuartige Unfallsmöglich-
keiten mit sich gebracht, die in ihren Folgen, besonders zu einer Zeit, wo die Kenntnis
dieser Naturkraft und der Mittel zu ihrer Erzeugung und Fortleitung noch nicht so
ausgebaut war wie heute, oft sehr verhängnisvoll waren. Gegenwärtig steht sie je-
doch in bezug auf Gefahrensicherheit hinter keiner anderen Kraftquelle zurück.“
Dem Verfasser dieses ist es in einer eingehenden Bearbeitung dieser Angelegenheit
in dem Aufsatze „DOie elektrischen Starkstromanlagen Deutschlands und ihre Sicherheit)“
gelungen, nachzuweisen, daß tatsächlich die Zahl der durch elektrischen Betrieb ver mie-
denen Unfälle wesentlich größer ist als die Zahl der durch den elektrischen Betrieb neu
entstandenen, und daß somit der elektrische Betrieb in bezug auf Unfallverhütung
eine hervorragende Rolle in der gesamten deutschen Industrie, im Handwerk usw. spielt.
Jede Energieart wird bei ihrer Benutzung zu Unfällen führen, da es immer wieder vor-
kommt, daß sie sich ihrer Fesseln entledigt und sich in einer Weise freimacht, welche nicht
gewollt und in manchen Fällen auch nicht vorherzusehen ist. Bei der Elektrizität liegen in
dieser Beziehung die Verhältnisse aber am günstigsten.
Fernmeldetechnik. Die Anfänge der Fernmeldetechnik, oder wie sie früher ge-
nannt wurde, „Schwachstromtechnik“ gehen bis zum JZahre
1840 zurück. Die Entwicklung war aber in der ersten Zeit eine verhältnismäßig geringe,
und erst in den letzten 25 Jahren läßt sich auch bei dieser alten Anwendung der Elektrizität
1) Ec3 1915, Seite 3883fff.
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