Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
VI. Buch. Steine und Erden. 173 
  
nimmt man Schlackensand, der durch Einleiten von Schlacke in Wasser entsteht. Das 
Versatzmaterial wird mit Hilfe eines kräftigen Wasserstromes durch Rohrleitungen in 
die zu versetzenden Strecken geleitet. Ein anderer Teil Schlacken wird mit Kalkmilch 
zusammen auf Steine verarbeitet. Endlich schlägt man auch Schlacke in einer dem Zement 
gleichfeinen Mahlung in der Menge von etwa 30 Prozent gewöhnlichem Zement zu. 
Solche Zemente spielen im Handel als sogenannte Eisenportlandzemente eine große 
Rolle. Das Eisen im Namen soll nur darauf hindeuten, daß der Portlandzement mit 
Schlacken von Eisenhochofenprozeß versetzt ist. In der Mischung gilt der Portlandzement 
als der Haupterhärtungsfaktor, der durch die zugemahlene oder zugemischte Schlacke 
wirksam unterstützt wird. Die Schlacke spielt also in dem Gemenge nicht etwa die Rolle 
eines inerten Zuschlags. Allerdings leistet nicht jede Schlacke diesen Oienst, sondern 
nur diejenige, die nach dem Austreten aus dem Hochofen rasch gekühlt wird, also glasig 
bleibt, weil sonst ihre hpdraulischen Eigenschaften nicht zur Entwickelung gelangen. Auch 
darf der Kalkgehalt der Schlacke nicht zu niedrig sein. Auf diesem Gebiete sind nament- 
lich deutsche Forscher und Industrielle hervorragend tätig gewesen. 
Asphaltstraßen. Dem gehobenen Wohlstande des Deutschen Reiches entsprechend 
sind die Straßen vieler Städte mit Asphaltbelägen ausgestattet 
worden. Das Rohmaterial der Stampfasphaltstraßen muß zum größten Teile aus dem Aus- 
lande, namentlich aus Italien bezogen werden. Das Asphaltgestein ist zumeist nicht reich 
genug an Bitumen. Es muß durch Zusatz reinen Asphalts fetter gemacht werden. Eine große 
Zahl von Fabriken beschäftigt sich mit dem Bau der Asphaltstraßen. Das Asphaltpflaster ist 
keineswegs billig. Es mag sich mit dem Unterbau auf etwa 12—13 Mark für den Quadrat- 
meter stellen. Aber wer bedenkt, wie leicht selbst die schwersten Lastwagen über es hinweg- 
rollen, wieviel Millionen von Pferdekräften dadurch gespart, und wie die Zugtiere ge- 
schont werden, wird keinesfalls eine Anderung herbeiwünschen. 
Für den Gebrauch mahlt man die natürlichen Asphaltgesteine zu Pulver, bringt 
dieses auf den erforderlichen Bitumengehalt, erhitzt es und schlägt es mit Stampfern zu 
der Asphaltdecke der Straße zusammen. 
Wegen des hohen Preises des Asphalts hat man die pechartigen Rückstände, die 
bei der Destillation des Steinkohlenteers abfallen, schon längst als Ersatzmittel für Asphalt 
oder als Zusatz zu Asphaltmassen benutzt. Man mischt die Rückstände mit oder ohne 
Asphaltzuschlag mit Sand, Kies, zerkleinertem Kalkstein oder anderem pulverförmigen 
Material in erhitztem Zustande und gießt die Masse in Formen, wenn man Stücke von 
bestimmter Gestaltung erzeugen will, oder man stampft sie zu Straßenbelägen, Fuß- 
böden, Wandbelägen oder ähnlichem. Unsere Makadamstraßen zeigen, daß sich solche 
Beläge wohl bewähren. Das Gemisch des Gesteinsmaterials mit dem Bitumen wird 
um so dünnflüssiger und plastischer, je mehr von den Teerölen in den Rückständen noch 
enthalten ist. Beim Aufkochen des Breis ist es von Wichtigkeit, daß sich das Bitumen 
durch die ganze Masse der Füllstoffe gleichmäßig verteilt, daß also jedes Körnchen mit 
einer feinen Haut von Bitumen überzogen wird. Erst dadurch läßt sich erreichen, daß 
die einzelnen Körnchen völlig aneinandergekittet werden. 
  
621
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.