VI. Buch. Die Nahrungsmittelindustrie. 194
ladefabrikation nötige Rohstoff, der Rübenzucker, dagegen entstammt der inländischen Er-
zeugung. Es ergibt sich hieraus, daß die Kakao- und Schokoladenindusftrie in ihrer Ent-
wickelung von der Lage des Weltmarktes, soweit der Preis der Kakaobohnen in Frage
kommt, und von dem inländischen Markte, soweit es sich um den Rübenzucker handelt,
abhängig ist. Da von rohen Kakaobohnen bei der Einfuhr nach dem Zolltarifgesetz vom
Jahre 1902 ein Zoll von 20 Mk. für 1 dz erhoben wird und die Einfuhr im Jahre 1912
insgesamt 55 085 Tonnen betrug, so ist hieraus die große Bedeutung der Kakao verarbei-
tenden Industrie für die Zolleinkünfte des deutschen Reiches ersichtlich, wie andererseits
die großen Mengen des bei der Schokoladefabrikation verarbeiteten steuerpflichtigen
Zuckers eine erhebliche Steuereinnahme für den Staat bedingen.
Die Kakao- und Schokoladenindustrie muß gleichzeitig aber auch damit rechnen, daß
der Bedarf des Inlandes an Kakao- und Schokoladewaren zum Teil durch eine Einfuhr
aus dem Auslande und zwar vorwiegend aus der Schweiz, gedeckt wird. ODie Einfuhr
an Schokolade und Schokoladeersatzstoffen betrug im Zahre 1911: 1686 Tonnen, im
Jahre 1912: 1929 Tonnen. Die Einfuhr hat sich also im Zahre 1912 gegenüber dem
Vorjahre vermehrt, während andererseits dieser Einfuhr eine Ausfuhr von 469 Tonnen
im Jahre 1911 und von 842 Tonnen im Jahre 1912 gegenübersteht. Erfreulicherweise
bat sich also auch die Ausfuhr vermehrt. Sie wird dadurch erleichtert, daß bei der Ausfuhr
kakaohaltiger Waren eine Nückvergütung des Kakaozolls stattfindet. Für das Betriebs--
jahr 1912/13 verzeichnet die amtliche Zuckerstatistik eine Ausfuhr von Schokolade und
Waren aus dieser unter steueramtlicher Aufsicht in Höhe von 791 dz, darin 579 dz Zucker.
Die zollamtlichen Ausfuhrzahlen für das Jahr 1913 liegen noch nicht vor. Zedenfalls
aber muß angenommen werden, daß auch im Jahre 1913 die Einfuhr wiederum die Aus-
fuhr erheblich überstiegen hat.
In Anbetracht dieser erheblichen an den Staat für ihre Rohstoffe zu leistenden Ab-
gaben und gegenüber dem Wettbewerb des Auslandes muß die Kakao- und Schokolade-
industrie vor allem bemüht sein, ihren ganzen Betrieb kaufmännisch richtig zu leiten und
zwar sowohl beim Einkauf ihrer Rohstoffe wie während des ganzen Ganges der Berar-
beitung und schließlich beim Absatz an das Publikum. Nach den Angaben der Statistik
kam die Hauptmenge der rohen Kakaobohnen im JZahre 1912 aus Britisch-Westafrika
(15 722 dz), es folgten dann Portugiesisch-Westafrika (13 807 dz), Ecuador (8251), Bra-
silien (8107 dz), usw., und Kamerun mit 880 dz. Es kommt beim Einkauf der Bohnen
aber auch sehr auf ihre besondere Beschaffenheit an und es ist daher die Aufgabe der
Fachleute, bei der Beschaffung dieses wichtigen Rohstoffes die richtige Auswahl zu
treffen. Richt minder ist auch die Entwickelung der technischen Einrichtungen der Kakao-
fabriken von großer Bedeutung gewesen.
Die Beschaffung gesunden Trinkwassers
für die Bevölkerung gilt als eine der wich-
tigsten Fragen auf gesundheitlichem Gebiete, seitdem man die Gefahren erkannt hat, die
durch die Möglichkeit der Verbreitung von Krankheitserregern durch das Wasser entstehen
können. Durch die Anlegung von Wasserwerken, die ihr Wasser dem Untergrund, oder,
Trinkwasser und Mineralwasser.
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