Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
218 Die Gesamtentwicklung der deutschen Industrie. VI. Buch. 
Maschinenindustrie zeigt sich ja in erster Linie der Fortschritt der Industrialisierung 
eines Landes. Zunächst kommt im Bedarf nach Maschinen bei einem vorwiegend agrari- 
schen Lande, das diese Produktionsmittel einführen muß, der Beginn des Indufptriali- 
sierungsprozesses zum Ausdruck; dort aber, wo die Maschinen wichtige Gegenstände 
der Ausfuhr geworden sind, können wir auf eine hohe Blüte der Induftrie schließen. 
1909 betrug in Millionen Mark 
die Maschineneinfuhr die Maschinenausfuhr 
in Großbritannnen 54,0 404,4 
in Deutschland 63,5 384,4 
in den Vereinigten Staaten 17,7 244,2 
in Frankrei ... 141,9 48,6 
in Österreich-Ungaonn 77,8 20,5 
in der Schweetz 25.4 39.1 
in Belggen 48,4 40,3 
in Ztalllen 92,3 2,9 
in Kanaaa 41,7 2,.2 
in Meribbo 41,9 — 
im australischen Bunde. . .. 64,1 — 
Im Verhällnisse des Deutschen Reichs zu den beiden anderen führenden Induftrie- 
und Handelsstaaten der Erde, England und Amerika, zeigt sich die eigentümliche und 
folgenreiche Verknüpfung, daß diese Länder zueinander in den Beziehungen von Kunden 
und Lieferanten einerseits, von Konkurrenten andrerseits stehen. Sie sindi) zugleich auf- 
einander angewiesen und führen einen regen Wettkampf miteinander. Auch diese Tat- 
sachen der Weltwirtschaft sind erst das Ergebnis der beiden letzten Jahrzehnte. Noch 
in den 80er Jahren hatte England vor den beiden anderen Ländern einen gewaltigen 
Vorsprung; dann aber wandelte sich das Verhältnis beträchtlich. 
1891 betrug (nach Zastrow) in Millionen Mark: 
Deutschlands Einfuhr 4150,8; DOeutschlands Ausfuhr 3175,5 
Großbritanniens „ 75631,9; Großbritanniens „ 50851,0 
der Ver. Staaten „ 3589,0; Ver. Staaten „ 3663,5 
Dagegen 1910: 
Deutschlands?) Einfuhr 8 934,1; Oeutschlands Ausfuhr 7474,7 
Großbritanniens „ 11725,1; Großbritanniens „ 8784,0 
der Ver. Staaten „ 6396,5; der Ver. Staaten „ 7182,4 
Uberblickt man die Zeit von 1888 bis 1915, so kommt man zu dem Ergebnisse, daß 
die Teilnahme der deutschen Industrie am Welthandel sehr stark zugenommen hat. Frei- 
lich sind auch die Schwierigkeiten nicht minder gewachsen. Zweierlei wird immer not- 
1) Wie ich in „Wirtschaft und Recht der Gegenwart“ Bd. I, S. 399 ff. (Tübingen 1912) näher zu zeigen 
versucht habe. 
) Zm Spezialhandel. 
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