268 Binnenhandel. VI. Buch.
Nach Ausweis dieser Zusammenstellung erreichte die Gesamtmenge der in Deutsch-
land (auf Bahn und Fluß) beförderten Güter das Gewicht von reichlich 300 Mill. Tonnen.
Davon entfielen mehr als 400 Mill. auf den Inlandsverkehr. Zieht man die Jahre 1909
und 1910 heran, so gelangt man annähernd zu dem gleichen Ergebnis; man wird deshalb
die Verhältniszahl, wonach der Binnenverkehr ½2 der Auslandsverkehr ½ der Gesamt-
warenbewegung umfaßt, im großen und ganzen als zutreffend erachten dürfen.
Unter Festhaltung eines solchen Verhältnisses und unter Berücksichtigung der Wert-
berechnungen, die für den Auslandsverkehr in der amtlichen Statistik vorliegen und die
diesen für das letzte JLahr auf rund 20 Milliarden Mark angeben, wird man für die Güter-
menge des Binnenverkehrs auf eine Wertsumme von 80 Milliarden Mark kommen.
In Anbetracht dessen, daß bei der Berechnung der ganze Landstraßenverkehr, der
fast ausschließlich dem Binnenverkehr zuzuzählen ist, außer Ansatz geblieben ist, verschiebt
sich das Verhältnis zwischen Binnen- und A#luslandsverkehr noch erheblich zugunsten
des ersteren, so daß die 80 Milliarden Mark einer Erhöhung benötigen.
Es ist schon angedeutet worden, daß der absolute Wert solcher Berechnungen gering
ist. Wie sorgsam die amtliche Statistik auch geführt wird, die Ergebnisse bleiben lücken-
haft. Namentlich gilt dies von der Statistik der Schiffahrt, aber auch die Verkehrs-
ziffern der Bahnen geben kein vollständiges Bild; es sei nur daran erinnert, daß bei den
Anschreibungen der Bahnverwaltung ein beträchtlicher Teil des Stückgutverkehrs (nämlich
Beförderungsmengen unter 500 kg) ganz außer acht gelassen wird. Es ist ferner zu be-
denken, daß in der Beförderungsstatistik dieselbe Ware mehrmals erscheinen kann (wenn
z. B. eine Lagerung den Beförderungsakt unterbrochen hat), und bei weiterer Betrach--
tung ergeben sich noch mancherlei andere Bedenken gegen die Genauigkeit der Gewichts-
berechnung. Auch obige Wertberechnung ist nur in rohen Umrissen ausgeführt; um eins zu
erwähnen, ist bei ihr von jeder Kücksicht auf Qualitätsunterschiede abgesehen worden. Aber
eines beweist trotz aller Mängel jene Berechnung: daß der Binnenverkehr den Auslands-
verkehr um ein Vielfaches überragt. Namentlich das letzte Zahrzehnt hat dem deutschen
Auslandegeschäft eine überaus starke Steigerung gebracht, indes ist diese Inanspruchnahme
wirtschaftlicher Kräfte keineswegs auf Kosten des Binnenverkehrs erfolgt; in gleichem
Schritt und Tritt gingen Inlands- und Auslandsverkehr vorwärts.
Groß- und Kleinhandel. Der gewerbemäßige Vertrieb von Waren —
Ware in ausgedehntestem Umfange verstanden — ist
das Merkmal des Handels. Im weiteren Sinne ist auch die Tätigkeit der Fabrikanten
und Landwirte, die ihre eigenen Waren an Kaufleute oder Verbraucher absetzen,
als Handelstätigkeit zu bezeichnen; dagegen schließt im engeren Sinne der Begriff des
Handels nur diejenigen Personenklassen ein, welche nicht die Erzeugung oder Ver-
arbeitung von Waren, sondern einzig und allein den Üübergang der Waren von
einer Hand in die andere bewerkstelligen. In den Rechtsordnungen werden öfters
besondere Merkmale für den Begriff des Handels aufgestellt, so daß eine Einengung
des Kreises der zugehörigen Personen erfolgt; in wirtschaftlicher Hinsicht sind diese
Unterscheidungen fast belanglos.
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