Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
46 Inmere Kolonisation. VI. Buch. 
gewiesen, daß wir uns von ihnen unabhängig machten und uns ein großes Riesen- 
bankinstitut auf gemeinnütziger und staatlicher Grundlage schafften. Wenn wir aus 
der Preußenkasse und der Seehandlung, in Verbindung mit den großen genossenschaft- 
lichen und landschaftlichen Kassen, ein solches Bankinstitut schaffen, so würde dies durchaus 
in der Lage sein, diese Papiere in umfassendem Maße aufzunehmen und wir würden 
nicht den kolossalen Kursrückgängen ausgesetzt sein, die zum Teil durch das nicht gerade 
hervorragende Wohlwollen der Börse herbeigeführt werden. Wir werden nicht daran 
vorbeikommen, auf diesem Gebiete etwas Neues zu schaffen, wenn wir aus den Schwierig- 
keiten herauskommen wollen. Ob wir das durch Errichtung einer derartigen Großbank 
erreichen oder durch eine volllkommene Umformung dieser Papiere, muß dahin gestellt 
bleiben. Einen dieser Wege werden wir einschlagen müssen. Wir müssen allerdings 
auch die Zllusion aufgeben, daß wir mit einem Zinsfuß von 3 bis 3½% in Zukunft rechnen 
können. 
Überblicken wir das Gesagte, so werden wir dankbar anerkennen, daß unter der 
Regierung Wilhelms lI. nicht nur die Durchführung einer planmäßigen inneren 
Kolonisation als die größte Aufgabe unserer Zeit erkannt ist, sondern, daß auch viel- 
versprechende Anläufe zu ihrer Verwirklichung gemacht sind. Möge es unserm Aller- 
höchsten Herrn beschieden sein, dies echte Hohenzollernwerk durchzuführen zum Besten 
unseres VBaterlandes. Möge aber auch der Mittelstand, welchen wir mit diesen Maß- 
nahmen fördern und stärken wollen, stets getragen sein von dem alten preußischen 
Geist treuer und wo es nötig ist in entsagungsvoller Arbeit, möge er in Gottesfurcht 
und Königstreue den rocher de bronce bilden, auf dem die Krone der Hohen- 
zollern und die Macht unseres Vaterlandes sicher gegründet sind gegen alle Stürme. 
  
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