60 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch.
stätte, in die Gewinnung, die Förderung und die Aufbereitung der geförderten Ma-
terialien.
Aufschließen der Lagerstätten. Dasselbe besteht im Schachtabteufen und im
Auffahren unterirdischer Strecken bis zur Er-
reichung der Lagerstätten. NReben den älteren Verfahren zum Schachtabteufen ist in den
letzten 15 Zahren das sogenannte Bersteinungs- oder Zementierverfahren zur Anwen-
dung gelangt, das nur mit Zement arbeitet. Es wurde im Jahre 1900 zum ersten
Male von dem sächsischen Bergwerksdirektor A. Wiede beim Abteufen des Pöhlerau-
Schachtes mit Erfolg versucht und dann von den Franzosen Portier und Saclier weiter
ausgebildet. Bei diesem Verfahren werden vor oder während des Abteufens Bohrlöcher
in einem Kranze um den abzuteufenden Schacht niedergebracht, in diese Zementmilch
eingepreßt und so die Klüfte und Spalten im Gesteine mit Zement wasserdicht ausgefüllt.
Nach Erhärtung des Zementes wird dann in dem versteinten Gebirge der Schacht von
Hand trocken abgeteuft. Unter günstigen Gebirgsverhältnissen und bei gutem Gelingen
gestattet dieses Verfahren, den kostspieligen eisernen wasserdichten Ausbau zu ersparen,
dessen laufender Meter je nach der Teufe 1000 M. und mehr kostet.
Das oben genannte Verfahren ist jedoch nicht im schwimmenden Gebirge anwend-
bar, das an vielen Orten Deutschlands über den Kohlen und dem Kali lagert. Solange
dessen Mächtigkeit nicht allzu groß ist, wendet man in diesem Falle das ziemlich alte Senk-
schachtverfahren an. Hierzu bedient man sich neuerdings des Sackbohrers nach Sassenberg-
Clermont, der ein Aufholen der gefüllten Säcke ohne Ziehen des ganzen Gestänges ge-
stattet, oder man benützt Becherwerke oder Greifbagger, nachdem das Gebirge durch
einen Rührbohrer aufgelockert worden ist. Eine Verbesserung des Senkschachtverfahrens
ist das Verfahren von Pattberg, bei dem, wie bei Kind-Thaudron, ein großer Schacht-
bohrer im Schnellschlage die Sohle bearbeitet und das auf diese Weise zerkleinerte Ge-
birge durch Mammutpumpen ununterbrochen zutage gefördert wird. Mit diesen Senk-
schächten kann man nur geringe Schwimmsandmächtigkeiten überwinden, da der Senk-
zplinder infolge der starken Reibung an den Schachtwänden früh steckenbleibt und nicht
Über eine gewisse Teufe einzupressen ist.
Auch das am Ende der 90er Zahre eingeführte Schachtabteufen durch Preßluft,
bei dem man durch künstliche Erhöhung des Luftdruckes im Innern des Schachtes und
insbesondere im eigentlichen Arbeitsraume unmittelbar über der Schachtsohle das Wasser
in das Gebirge zurückpreßt und so ein Abtrocknen des Gebirges erzielt, gestattet nur das
Niederbringen von Schächten bis zu einer Teufe von 25 oder 30 m unter dem Grund-
wasserspiegel.
Bei größeren Schwimmsandmächtigkeiten kommt zurzeit nur das Honigmannsche
Bohrverfahren oder das Pötschsche Gefrierverfahren in Betracht. Nach dem ersteren
Verfahren, das in der letzten Zeit von der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser“ und von dem
Ingenieur Stockfisch wesentlich vervollkommnet worden ist, wird, wie bei Pattberg,
ein Schacht im toten Wasser vermittelst Schlag- oder Drehbohrer unter gleichzeitiger För-
derung des Gutes durch Mammutpumpen abgebohrt, ohne indes gleichzeitig einen
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