68 Wasserstraßen und Binnenschiffahrt. VII. Buch.
3 Mill. M. Kapital, unter Beteiligung des Staates und der Stadt ungefähr je zur Hälfte,
erbaut wurde, und eine bedeutende Erweiterung des Danziger Hafens, die von der Stadt
mit Reichs- und Staatsbeihilfe ausgeführt worden ist und etwa 6,5 Mill. M. gekostet
hat. Weitere Verbesserungen dieses Hafens, bestehend in einer Verbreiterung und Ver-
tiefung des Hafenkanals bei Aeufahrwasser und einer teilweisen Vertiefung der toten
Weichsel, sind in der Ausführung begriffen.
Der Pregel und die Memel sind als einheitliches
Wasfferstraßennetz zu behandeln, weil beide durch die
Deime, den großen Friedrichsgraben, den Seckenburger Kanal und die Gilge in naher
Verbindung stehen, und weil für den weitaus bedeutendsten ostpreußischen Hafen Königs-
berg trotz seiner Lage am Pregel die Memelwasserstraße den wichtigeren Binnenschiff-
fahrtsweg zum deutschen und russischen Hinterlande darstellt. Der Memelstrom spielt
für den Hafen Memel eine verhältnismäßig geringere Rolle.
Durch den weiteren Ausbau des Pregels, der Deime und der Memel wurden die
erstrebten Ziele, nämlich Fahrtiefen im Pregel unterhalb Tapiau und in der Deime
von 1,50 m, im oberen Pregel bis Spitzkrug aufwärts von 1,10 m beim durchschnittlich
niedrigsten Wasserstande, in der ungeteilten Memel und in dem Rußstrom 1,40 m, im
Athmathstrom 1,70 m und in der Gilge 1,25 m beim niedrigsten Wasserstande erreicht.
#Auch auf der Pregelstrecke von Spitzkrug bis Insterburg wurden Arbeiten zur Verbesse-
rung des Fahrwassers ausgeführt; für den obersten Teil dieser Strecke zwischen Wehlau
und Insterburg wird eine Kanalisierung geplant, um hier einen Schiffahrtsweg zu schaf-
fen, dessen Leistungsfähigkeit derjenigen des gleich zu erwähnenden Masurischen Kanals
gleichstehen würde.
Die Schiffbarkeit der Alle, des bei Wehlau in den Pregel mündenden Nebenflusses,
wurde durch Erbauung einer größeren Schleuse — als Ersatz für eine kleinere, im Privat-
besitz befindliche — wesentlich verbessert. Etwas oberhalb dieser Schleuse bei Allen-
burg wird der im Bau befindliche, die masurischen Seen mit dem Pregel verbindende
Kanal, für den durch Gesetz vom 14. Mai 1908 die Mittel im Betrage von 15,6 Mill. M.
bewilligt sind, die Alle erreichen; er wird bei 52 km Länge 10 Schleusen haben. Der
Kanal soll den Bodenschätzen des masurischen Seengebietes einen billigen Abfuhrweg
und dem Königsberger Hafen eine neue Hinterlandsverbindung verschaffen.
Im Großen Friedrichsgraben ist eine Verbreiterung auf 40 m und eine Vertiefung
von 1,24 auf 1,50 m beim niedrigsten Wasserstande ausgeführt worden.
Die hauptsächlich der Seeschiffahrt dienende BVerbindung von Königsberg durch den
Pregel und das Frische Haff nach Pillau wurde von 4 m auf 6,50 m vertieft und hier-
durch die erstere Stadt für größere Seefahrzeuge, die bisher in Pillau löschen und laden
oder wenigstens leichtern mußten, zugänglich gemacht. Um die vertiefte Fahrrinne im
Haff besser vor Bersandungen zu schützen, hat man sie am Südufer des Samlandes ent-
langgeführt und sie nach Süden hin auf den größten Teil ihrer Länge durch einen Damm
abgeschlossen, so daß sie mit Recht als „Königsberger Seekanal“ bezeichnet wird. Die Stadt
Königsberg hat sodann ihren Pregelhafen mit einem Aufwande von 4,5 Mill. M. erweitert.
Pregel- und Memelgebiet.
940