Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
VII. Buch. Wasserstraßen und Binnenschiffahrt. 6o 
  
Aus Staatsmitteln wurden im ganzen für die Binnenwasserstraßen 14 Mill. M., 
für den Königsberger Seekanal 12,5 Mill. M. Neubaukosten verwendet; außerdem 
kostete der Ausbau der Staatshäfen in Pillau 8 und in Memel 4,7 Mill. M. 
Küstenfahrstraßen In der Haderslebener Föhrde wurde mit einem Aufwande 
im Ostseegebiet. von rund 900 000 M. eine Vertiefung des Fahrwassers auf 
5,5 m hergestellt, um der Verkehrsentwicklung des Hafenplatzes 
eine bessere Grundlage zu geben. Aus gleichem Anlasse wurden 320 000 M. verwendet, 
um das nordwestliche Fahrwasser zwischen der Insel Rügen und dem pommerschen Fest- 
lande im Interesse der Städte Stralsund und Barth auf 4 m Tiefe zu bringen. 
  
  
  
Oie hier erwähnten Neubauten und Verbesserungen an Strömen, Kanälen, Küsten- 
fahrwassern und Häfen geben keine vollzählige Aufzählung dessen, was auf diesem Ge- 
biete in den letzten 25 Jahren geschehen ist; die Darstellung beschränkt sich auf die wich- 
tigeren Maßregeln. Wenn man die Gesamtheit der Kosten zusammenrechnet, welche 
für die im letzten Bierteljahrhundert vollendeten Werke aufgewendet und für neue, 
noch in der Ausführung begriffene Bauten bewilligt sind, so ergibt sich eine Summe 
von mehr als zwei Milliarden. ##lllein die Baukosten des Kaiser-Wilhelm-Kanals 
und die Bewilligungen des preußischen Wasserstraßengesetzes vom 1. April 1905 
erreichen den Betrag von 713 Mill. M., und die Flußregulierungen haben in Preußen 
111 WMill. M. erfordert. Mit Recht konnte deshalb im Eingange gesagt werden, daß in 
keinem früheren Zeitraume so viel für die Wasserstraßen in Deutschland geschehen sei, 
wie in dieser Periode. 
So groß jene Summen auch sind, so bleiben sie doch wahrscheinlich noch weit zurück 
hinter den Aufwendungen, welche die jetzt schwebenden, meist mit großem Eifer ver- 
folgten, in sehr verschiedenen Entwickelungsstadien befindlichen, auch in dieser Darstellung 
nicht vollständig erörterten Wasserstraßenpläne im Falle ihrer Verwirklichung erfordern 
würden. Das Vorhandensein so zahlreicher und weitreichender Pläne — gleichviel wie 
wahrscheinlich oder unwahrscheinlich, wie aussichtsreich oder aussichtslos sie im einzelnen 
sein mögen — beweist jedenfalls ein ungewöhnlich lebhaftes Interesse der öffentlichen 
Meinung oder doch sehr weiter Bevölkerungeskreise für den Ausbau eines deutschen 
Wasserstraßennetzes; ein Interesse, das in früheren Zahrzehnten auch nicht annähernd in 
gleichem Maße bestanden hat und erst jetzt erwacht ist. 
III. Betriebsorganisation. 
Es ist zwar in Deutschland der hergebrachte Zustand, daß der Betrieb auf den Wasser- 
straßen, die Beförderung von Personen und Gütern, ebenso wie der Berkehr auf den 
Landstraßen der freien Betätigung und dem Wettbewerbe der Privaten überlassen, 
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