Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
8 Die Untversitäten. IX. Buch. 
  
prädikat auf weite Kreise übertragen wird und seine einstige Bedeutung als Merkmal 
wissenschaftlicher Betätigung verliert und damit an Wert einbüßt. 
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Pflicht der Hogenten. sie hat er sein Amt, durch sie sichert-er das allgemeine, 
über lokale Wirksamkeit hinausreichende Ansehen der Universität. Es wäre eine Schädigung 
und ein Merkmal des #iederganges unserer Hochschulen, wenn ein anderer Gesichtspunkt als 
die wissenschaftliche Leistung (wofür sich auch einzelne Stimmen geltend machen) jemals 
über die Berufung zum akademischen Lehrer entschiede. Jakob Grimm und Leopold von 
Ranke waren keine fortreißenden Dozenten. Dennoch strahlt ihr Name noch heut mit un- 
vermindertem Glanz über Berlin, ja über allen Universitäten, Kants unsterblicher Ruhm 
ist mit Königsberg für alle Zeiten verbunden. Der Professor ist nicht nur um der Studen- 
ten willen, sondern ebensosehr um der wissenschaftlichen Arbeiten willen da. Er wäre 
sonst ein Oberlehrer. Und wir danken es der Regierung unseres erhabenen Herrschers, 
daß diese Pflicht nicht nur jederzeit anerkannt worden ist, sondern stete Unterstützung 
und Förderung erfahren, und damit den Hochschullehrern die Möglichkeit gegeben hat, 
den Universitäten ihre Stellung zu bewahren. Innerhalb ihrer Mauern bringt die Neuzeit 
mancherlei Bestrebungen zur Geltung, die ihre bisherigen Ordnungen umgestalten. Die 
außerordentlichen Professoren, vielfach Männer von großer Erfahrung und wissenschaftlichem 
Verdienste, oft an der Spitze großer Institute oder wichtiger Abteilungen derselben oder 
Führer neu emporblühender Wissenschaften, haben längst eine Anderung ihrer Stellung 
erstrebt und wünschen ihren Rat in der akademischen Verwaltung zu betätigen. Manches 
haben sie erreicht, manches bleibt zu erreichen, mancher Wunsch aber wird in der Praxis, 
wenn nicht der Unterschied zwischen außerordentlichen und ordentlichen Professoren über- 
haupt schwinden soll — und das wäre ein sehr fraglicher Fortschritt — unerreichbar bleiben. 
  
  
Studenten. 
Mit uneingeschränkter Genugtuung darf man von dem Geiste sprechen, der unsere 
Studierenden beseelt. Aational im vollsten Sinne des Wortes wird die akademische 
Zugend unserer Zukunft eine sichere Stütze sein und unsere heiligsten Güter wahren. 
Die große Zeit der Reichsgründung hat für sie die Vorbilder geschaffen, an denen ihre 
Vaterlandsliebe erstarkt und sich bereichert; die Gegenwart leiht ihr den frohen Opti- 
mismus und den Blick in die Ferne. Wie die Ehrentafeln in unseren Hallen die Treue 
derer bezeugen, die 1813 und 1870 für König und Vaterland fielen, so wird die heutige 
Zugend in der Stunde der Gefahr sich ihrer Bäter würdig zeigen. Die Gerechtigkeit 
gebietet anzuerkennen, daß die höheren Schulen, die unsere Studierenden vorbereiten, 
ihres Amtes hierin mit Gewissenhaftigkeit walten und die Möglichkeit nie versäumen, 
die ihnen anvertraute Zugend in den eindrucksvollsten Zahren auf den Weg der Vater- 
landsliebe zu leiten. Die Volksschule muß ihre Zöglinge mit dem 14. Lebensjahre ent- 
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