IX. Buch. Die Fach- und Fortbildungsschulen. 87
und Maschinenschreiben geboten; wenn ausreichende Zeit zur Verfügung steht, auch
Unterricht in fremden Sprachen.
Auf die Einrichtung der Mädchen-Fortbildungsschulen wird später in anderem Zu-
sammenhange näher eingegangen werden.
Ausbildung der Lehrer.
Der größte Teil des Unterrichts an den Fortbildungsschulen wird noch immer von
Volks schullehrern im Nebenamte erteilt. Diese waren hierzu ohne weiteres be-
fähigt, solange sich die Fortbildungsschule von den Bahnen der Volkeschule nicht
weit entfernte. Als aber der gewerbliche Charakter des Unterrichts zur Geltung
kam, erwies sich bald, daß auch der tüchtige Volksschullehrer ohne besondere An-
leitung zur Durchführung der neuen Lehrpläne nicht imstande war. Man zog Techniker
und Handwerksmeister zur Erteilung des Unterrichts heran und machte damit gute
Erfahrungen, wenn diese hinreichendes Lehrgeschick von Hause besaßen oder sich er-
arbeiteten. Allgemein aber trat die Notwendigkeit hervor, für eine besondere Aus-
bildung der an der Fortbildungsschule tätigen Lehrer, der Berufslehrer sowohl wie
der Praktiker, zu sorgen. Für die große Zahl der im Nebenamt mit wenigen Stunden
an der Fortbildungsschule beschäftigten Lehrer mußten und müssen Kurse von wenigen
Wochen ausreichen, in denen eine notwendige Anleitung zur Aneignung und zur zweck-
mäßigen Behandlung des Lehrstoffes geboten wird.
Gründlicher mußte für die Lehrer gesorgt werden, die den Unterricht an der
Fortbildungsschule als Lebensberuf ergreifen wollen. Für die Hauptamtlichen
Lehrer der kaufmännischen Fortbildungsschulen ist schon seit Ende des vorigen Jahr-
hunderts dadurch gesorgt worden, daß die Handels-Hochschulen die Ausbildung von
Handelslehrern unter ihre Aufgaben aufnahmen und auch die Möglichkeit boten, die Aus-
bildung durch Ablegung einer Prüfung abzuschließen. Für die Ausbildung der haupt-
amtlichen Lehrer an gewerblichen Fortbildungsschulen hat zuerst Baden gesorgt, indem
es an der Großherzoglichen Baugewerksschule in Karlsruhe eine besondere Abteilung zur
Heranbildung von Gewerbelehrern einrichtete. Neuerdings ist auch Sachsen mit Schaffung
einer ähnlichen Einrichtung bei der Gewerbe-Akademie in Chemnitz und Preußen durch
Eröffnung eines Seminarkurses von einjähriger Dauer in Charlottenburg gefolgt.
Fachschulen.
Mehr noch, wie von den Fortbildungsschulen, kann man von den
Fachschulen sagen, daß zu Beginn der Periode 1888—1913 nur
Anfänge vorhanden waren, und nicht einmal immer viel versprechende. Aicht daß an den
maßgebenden Stellen die Einsicht gefehlt hätte, was not tat und welche Bedeutung gut ein-
gerichtete Fachschulen erlangen können. Es waren gerade zu jener Zeit in Nord- wie in
Entwicklung.
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