X. Buch. III. Die deutsche Philologie. 57
gerecht zu werden; was für die Mpthologie dabei abfällt, ist längst nicht mehr das höchste
oder einzige Ziel.
Die Deutsche Altertumskunde, soweit sie von Dichtung, Sage und Mythus
absieht, also die Geographie und Ethnographie des alten Germaniens und die Ermitte-
lung des ältesten Kulturstandes und der ältesten Kulturbeziehungen unserer Vorfahren,
wie sie in umfassender Weise Müllenhoff in seinem Lebenswerke anstrebte, ist im An-
schluß an diejenigen Bände, die aus seinem Nachlaß ans Licht traten, in rege Aufnahme
gekommen. Ihr kommen von Jahr zu Zahr die Fortschritte der Bodenforschung,
der prähistorischen und frühgeschichtlichen Anthropologie und Archäologie, worin uns
die Skandinavier lange voraus waren, mehr zugute: sowohl in den Arbeiten derer, die
sich ganz diesem Zweige gewidmet haben, wie Gustav Kossinna und seine Schüler, wie
in der Tätigkeit derer, die, wie K'udolf Much und Friedrich Kauffmann der Philologie treu
geblieben sind. Soeben erscheint von Friedrich Kauffmann der erste Versuch einer zu-
sammenfassenden Darstellung: wir begrüßen ihn freudig trotz der Gewißheit, daß er
bald genug von der Arbeit dieser Generation überholt werden wird.
76 1201