VII. Buch. Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. s 27
Eisenbahnen in den deutschen Schutzgebieten bewegen sich zwischen 20 und 25 Pfennig
für das Tonnenkilometer. Der gewaltige wirtschaftliche Einfluß dieser Transportverbil-
ligung im Zusammenhang mit der Schnelligkeit, Regelmäßigkeit und Sicherheit des
Eisenbahnverkehrs ist ohne weiteres verständlich.
Dazu kommt, daß der Bahnbau der eingeborenen Bevölkerung lohnenden Gewinn
bringt und damit ihre Bedürfnisse steigert. Andererseits werden durch die Bahn die
zahlreichen Arbeitskräfte, die früher durch die Trägerkarawanen in Anspruch genommen
wurden, für den Anbau des Landee frei. Es ist von anderer Seite zutreffend darauf hin-
gewiesen worden, daß ein Eisenbahnzug in Afrika, wenn er nur 50 t Nutzlast. 200 km
weit an einem Tage befördert, soviel leistet, wie eine Karawane von 13 000 Trägern.
Auch für den Europäer wird durch die Eisenbahnen die Ansiedelung erleichtert und eine
Verbesserung der Lebensbedingungen geschaffen. So treten die segensreichen Wirkungen
des Eisenbahnbaus in unseren deutschen Schutzgebieten augenfällig zutage. Die deutsche
Verkehrspolitik unter Kaiser Wilhelm II. ist somit auch hier ihrer großen wirtschaftlichen
Aufgabe gerecht geworden.
Kücklick über das Eisenbahnwesen. Nach mannmigfachen Wandelungen in den
Q’ eisenbahnpolitischen Anschauungen ist
Deutschland ein halbes Jahrhundert nach der Erbauung der ersten Bahnen grundsätzlich
zum Staatsbahnspstem übergegangen. Es hat die Staatsbahnpolitik auch in seinen jungen
Kolonialbesitz übertragen.
Das Staatsbahnsostem hat in den letzten 25 Zahren die Probe des Erfolges in Deutsch-
land glänzend bestanden. Die Klippen, die sonst die wirtschaftlichen Unternehmungen
des Staates bedrohen, sind dem deutschen Staatsbahnwesen nicht gefährlich geworden,
die bitteren Enttäuschungen, die man teilweise anderwärts mit Eisenbahnverstaatlichungen
erlebt hat, sind Deutschland erspart geblieben. Der staatliche Eisenbahnbetrieb hat die
in ihn gesetzten Hoffnungen in reichem Maße erfüllt. Die Eisenbahnen sind von den
deutschen Regierungen wahrhaft gemeinwirtschaftlich verwaltet worden und haben zu
der glänzenden Entfaltung des deutschen Wirtschaftslebens das hrige beigetragen.
Dabei haben sie sehr befriedigende Erträgnisse geliefert. Und diese erfreuliche Ent-
wicklung des deutschen Eisenbahnwesens hat sich im wesentlichen während der Regierungs-
zeit Kaiser Milhelms II. vollzogen.
NRiemand wird für Deutschland den Vorrang vor den anderen Ländern der Erde
für den ganzen Bereich des weitverzweigten Getriebes der Eisenbahnen in Anspruch
nehmen. Bei der Vielgestaltigkeit der wirtschaftlichen und technischen Bedingungen des
Eisenbahnwesens in den verschiedenen Ländern wird die Führung auf den einzelne
Gebieten bald von dem einen, bald von dem andern Lande übernommen.
Deutschland hat bis jetzt England nicht erreicht in der glänzenden Ausbildung seines
bochentwickelten Personenverkehrs und in der unvergleichlichen Schnelligkeit seiner Güter-
beförderung, die deutschen Bahnen werden von den amerikanischen, französischen und
englischen übertroffen in einzelnen Rekordleistungen der Fahrgeschwindigkeit, in der
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