Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
40 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch. 
  
Im Telegraphennetz hat zunächst das Leitungsmaterial 
fortgesetzte Verbesserungen erfahren; an Stelle des Eisen- 
drahtes ist in weitem Umfange der an elektrischen Quali- 
täten überlegene Bronzedraht, in neuerer Zeit auch Hartkupferdraht getreten. Stark 
vermehrt wurden ferner die unterirdischen Telegraphenleitungen, die gegenüber den 
oberirdischen Leitungen den Vorzug nahezu absoluter Sicherheit gegen störende Witte- 
rungseinflüsse oder mechanische Störungen haben. Unausgesetzt und mit vollem Erfolg 
wurde an der Vervollkommnung der Telegraphenapparate gearbeitet. Mit der 
Einführung von Morsehörapparaten (Klopfern) ergab sich eine wesentliche Erhöhung der 
Schnelligkeit und Sicherheit der Telegrammübermittelung. Eine bemerkenswerte Steige- 
rung der Ausnutzung der Betriebsmittel wurde erzielt durch die Einführung des sog. 
Simultanbetriebes, nämlich des gleichzeitigen Telegraphen- und Fernsprechbetriebs 
auf Fernsprechdoppelleitungen, durch die Einführung der Mehrfachtelegraphie, 
sowie neuerdings durch die Verwendung von Schnelltelegraphen (Maschinentele- 
graphen) nach mehreren Spystemen. Als verbesserte Stromquelle für den Telegraphen- 
betrieb sind die Sammlerbatterien ständig vermehrt worden. Der elektrische Antrieb 
der Hughes-Apparate ist bei den meisten größeren Telegraphenämtern durchgeführt. 
Verbesserungen im 
Telegraphenwesen. 
  
  
Auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie 
(Funkentelegraphie) ist es unermüdlicher Forscherarbeit 
und Versuchstätigkeit in überraschend kurzer Zeit gelungen, mannigfache und ge- 
wichtige Mängel zu beheben, die zunächst der Neuerung anhafteten und ihre prakti- 
sche Verwertbarkeit in Frage zu stellen schienen. Die auf Vervollkommnung des neuen 
Verkehrsmittels gerichteten Bestrebungen haben bei der Reichspostverwaltung tat- 
kräftige Unterstützung und förderlichste Mitarbeit gefunden. Durch eine Reihe von 
Verbesserungen in der Art der Erzeugung und Ausstrahlung der elektrischen Wellen, 
durch Vervollkommnung der Funkensender und der Empfangseinrichtungen und durch 
die Konstruktion sonstiger neuer Apparate ist es ermöglicht worden, die Reichweite der 
Stationen nach und nach beträchtlich, bei Großstationen auf mehrere tausend Kilometer, 
zu steigern, die Geschwindigkeit der Zeichenübermittelung bis über die Telegraphier- 
geschwindigkeit bei der mit Morse-- oder Klopferapparaten arbeitenden Drahttelegraphie 
zu erhöhen, die nachteiligen Einflüsse atmosphärischer und sonstiger Störungsgeräusche 
erheblich abzumindern, sowie die Geheimhaltung der funkentelegraphischen Korrespon- 
denz in höherem Maße sicherzustellen. 
Drahtlose Telegraphie. 
  
Im Fernsprechwesen sah sich die Technik in erster Linie 
vor die Aufgabe gestellt, die Deutlichkeit der Verständigung 
zu verbessern und die Reichweite der Lautübertragung zu steigern. Den nach dieser 
Richtung sich bewegenden Bemühungen war der volle Erfolg beschieden. Eine deut- 
lichere und weitreichende Ubermittelung der Verständigung wurde zunächst herbei- 
geführt durch Berwendung vollkommeneren Leitungsmaterials. Der Stahldraht 
wurde ähnlich wie bei den Telegraphenleitungen durch den wesentlich besser leiten- 
Fernsprechwesen. 
  
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