48 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch.
hat Ende 1911 über 310 000 Köpfe betragen und damit den Personalstand vor 25 Zahren
um fast das Dreifache überholt. Etwa zwei Orittel der Gesamtausgaben entfallen auf
den Personalaufwand. Die Steigerung des Personalstandes ist in der Hauptsache zurück-
zuführen auf die Steigerung des Verkehrs und der verkehrsdienstlichen Leistungen, wurde
aber auch nicht unwesentlich beeinflußt durch die erheblichen Erleichterungen, die die
deutschen Postverwaltungen durch Verbesserung der Urlaubsverhältnisse, Herabminde-
rung des Arbeitsmaßes und Ausdehnung der Sonntageruhe fortgesetzt dem Personal
zugewendet haben. Die Bezüge der Beamten und Unterbeamten und die Löhne der Ar-
beiter haben in den letzten 25 Jahren durchgreifende Aufbesserungen erfahren. Die
Erweiterung und Vervollkommnung der dem Personal dienenden verschiedenen Wohl-
fabrtseinrichtungen bildet andauernd den Gegenstand besonderer Verwaltungsfürsorge.
Durch die Schaffung von Arbeiterausschüssen suchen die Berwaltungen mit dem Arbeiter-
personal, das auf diese Weise Gelegenheit erhält, seine Anliegen durch gewählte Ver-
treter unmittelbar vorbringen zu lassen, nähere persönliche Fühlung zu gewinnen.
V. Finanzergebnisse.
Nicht selten stößt man auf die Meinung, daß Post und Telegraphie, wie überhaupt
die staatlichen Verkehrsanstalten, nicht berufen seien, aus ihren Betrieben Uberschüsse-
an die Staatskasse abzuliefern. Andererseits wird wiederum die Ansicht vertreten, daß
der Staat aus dem Betriebe der Post und Telegraphie möglichst hohe Uberschüsse zur
Deckung anderer Staatsbedürfnisse erzielen soll. Die richtige Auffassung dürfte auch hier
auf der Mittellinie liegen. Post und Telegraphie sind nicht Erwerbsunternehmungen.
Es bieße ihren Zweck verkennen, wollte man ihnen nicht die gleichmäßige Befriedigung
der auftretenden Kulturbedürfnisse, sondern die Erzielung einer möglichst hohen Rente
als erste und nächste Aufgabe zuweisen. Würde in letzterem Sinne das Verwaltungs-
ziel für das Post- und Telegraphenwesen sich bestimmen, so würden gerade die für die
allgemeine Volkswohlfahrt wichtigsten Reformpläne, sobald ihre Verwirklichung zunächst
Einnahmenausfälle befürchten ließe, im Keime unterdrückt werden, und es hätten die
bedeutsamsten Neuerungen, wie die Einführung des Einheitsbriefportos, des Einheits-
tarifes für die 5 Kilopakete, die umfassenden Verbesserungen des Landpostwesens usw.
niemals zur Tat werden können. Wird aber die Verwaltung ihrer Hauptaufgabe gerecht,
vor allem die wirklichen Verkehrsbedürfnisse zu erkennen und rechtzeitig für deren Be-
friedigung zu sorgen, so ist es, namentlich bei sonst nicht günstiger Finanzlage, nur zu
begrüßen, wenn aus den Erträgnissen der Post und Telegraphie auch andere Staats-
ausgaben bestritten werden können. Die deutschen Postverwaltungen haben von jeher
eine Verkehrspolitik verfolgt, die auf der richtigen Linie verlief. Es ist ihnen erspart ge-
blieben, notwendige Verkehrsverbesserungen in ängstlicher Scheu vor etwaiger finan-
zieller Einbuße unterlassen oder zurückstellen zu müssen. Zugleich war es ihnen aber fast
regelmäßig vergönnt, ihre Betriebsrechnungen mit Uberschüssen abzuschließen. In
ihrer Höhe lassen diese Uberschüsse allerdings sehr bedeutende Schwankungen erkennen,
die einerseits auf die im allgemeinen Wirtschaftsleben zeitweise auftretenden Krisen,
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